Donnerstag, 31. Mai 2012

Landleben in der Eifel - das will gut überlegt sein

Wer aufs Land zieht, muss wissen was er tut.

Eigene Kindheitserinnerungen an Ferien oder gar eine Kindheit auf dem Land sind da sehr hilfreich. Ehrliche Gespräche mit anderen, erfahrenen Stadtflüchtern können auch ganz hilfreich sein. Wer das Abenteuer Landleben nicht gut durchdenkt und sehr gut vorbereitet, macht unter Umständen eine unangenehme und teure Erfahrung.

Ganz schlecht ist es, wenn aus einer unbestimmten Sehnsucht, einer momentanen Frustsituation oder einer Lebenskrise heraus, der Entschluß zur für ein Leben auf dem Lande getroffen wird.

Man darf sich nicht in die nostagischen Bilder aus Bullerby und Wunschträume von einer heilen Welt flüchten. Natürlich ist es auf dem Land ruhiger, weniger hektisch als in der Stadt. Luft und Wasser sind sauber und man hat einfach mehr Raum zu atmen. Und natürlich ist die Landschaft reizvoll, man erlebt die Jahreszeiten intensiver und hat einfach das im qualitativen Sinn bessere Leben.

Landschaft-erleben
Aber das muss man auch erkennen,
wissen und wollen.

Und es hat auch seinen Preis.
Wer auf dem Land lebt,
brauchte ein ganz andere Motivationsstruktur und Kreativität.

Die Angebote von außen sind geringer,
man muss sich seine Ideen und Ziele selbst erarbeiten,
es gibt sehr viel weniger Orientierung an Meinungsmachern und Gruppen.

Im Lauf der 25 Jahre, die ich nun in meinem kleinen Eifeldorf lebe, habe ich eine ganze Reihe von Mitmenschen kommen und gehen gesehen. Bei vielen war es vonvornherein klar, das sie für das Landlleben nicht geschaffen sind. Manche haben sich, nach langjähriger Partnerschaft,. an den langen Winterabend erstmal richtig kennengelernt, waren auf sich gestellt, oft mit fatalen Folgen.

Hier gibt es weniger von all dem, was eine Stadt ausmacht, und vieles gibt es halt auch gar nicht.
Ich habe hier alles was ich brauche, ja kaum genug Zeit, um alles auch bewußt zu genießen, aber das geht nicht jedem so.

Wer hier ein Haus nur deshalb baut, weil die Grundstücke billiger sind, als in der Stadt, aber in seinen Ansprüchen und Gewohnheiten ein Stadtmensch bleibt, hat keine Chance.
Das sind dann die Häuser, die schon kurz nach dem Einzug, oft unter Wert, schnell wieder verkauft oder sogar versteigert werden.

Und wer glaubt, seine Ehe durch einen Umzug aufs Land, und einen Neustart in schönerer Umgebung retten zu können, kann da auch sehr irren.
Wir nehmen uns selbst, unsere Gedanken, Gefühle, Erinnerungen und Wünsche ja überallhin mit. Die bleiben nicht in der alten Wohnung zurück.

Das sind dann die Häuser, wo in der Sandkiste noch die Spielsachen liegen, ein einsamer Mann seinen Kredit abarbeitet, und die Kinder nur noch gelegentlich am Wochenende kommen.

Wer aufs Land zieht, muss sich gut selbst beschäftigen können. Hobbys, Freunde, Literatur, Musik, Kunst, ein Garten, Tiere und vor allem eine erfüllte Partnerschaft mit einem wundervollen Gesprächspartner sind beste Voraussetzungen für ein Leben auf dem Land.

Die persönliche Freiheit und die Möglichkeiten der Selbstverwirklichung sind unendlich größer als in der Stadt.
Nächtliche kreative Schübe, auch mit der Motorsäge, spontane Freudenfeuer und Grillen mit gittarespielenden Freunden bis morgens um 6, das stört hier keinen.

Wer natürlich eine Bühne für modische oder technische Trends braucht, der hat es in der einzigen Dorfkneipe schon schwer.

Und wer etwa glaubt, er bringe den zurückgebliebenen Landeiern nun endlich das Licht der Kultur, die richtige Lebensart usw.., der kriegt hier keinen Fuß auf den Boden.

Was sich jeder, der aufs Land zieht, klar machen muß:
Man hat dort nicht gerade sehnsüchtig auf ihn gewartet.
Hier in der Eifel sind die Menschen freundlich, entgegenkommend und hilfsbereit.
Aber sie erwarten das auch von ihren Neubürgern.

Kollegen die mich (im Sommer) gerne mal besuchen, fragen immer erst mal nach der Grundstücksgröße, überschlagen, was sowas wohl in Hamburg oder München kosten würde und nicken dann gönnerhaft mit dem Kopf. "Ist ja herrlich hier, aber für mich wäre das nichts. So fernab von allem. Kein Kino, kein Theater. Nichts." Nun stimmt das natürlich sowieso nicht. Das kulturelle Angebot in der Eifel ist enorm vielfältig, breit gefächert und läßt kaum Wünsche offen. Die Deutsche Gemeinschaft in Belgien ist kulturell auch vorbildlich aktiv und natürlich sind Luxemburg und die Niederlande ebenfalls nicht weit.

Meine Gegenfrage an die Besucher ist immer die selbe, und die Antwort immer entlarvend: "Ja, wann warst Du denn zuletzt mal im Theater, oder bei einer tollen Lesung?" Die Antwort lautete bisher wirklich immer dahingehend, dass sowas doch, jetzt wo ich frage fiele das mal auf, eigentlich schon viel zu lange her sei.
Klar, wenn der Stadtmensch abends endlich einen Parkplatz gefunden hat, rührt er sich nicht mehr von der Stelle.Viel zu riskant. Auf dem Land, kein Problem!

Mittwoch, 30. Mai 2012

Gärtnern in der Eifel – Hilfskräfte braucht man schon

Gärtnern ist eine wundervolle Sache, aber es kann auch ganz schön anstrengend sein. Fehlerhafte Bauteile wie Bandscheiben, Kniegelenke etc. können einem das Leben schwer machen. Und allerlei Schädlinge können einem geradezu den Spaß am Garten verderben.
Deshalb braucht die Gärtnerin, gerade in der rauen Eifel, Hilfskräfte. Die Kinder kann man da in der Regel vergessen. Auf herzzerreißende Bitten, traurige Blicke, muffeliges Schweigen und so weiter reagieren die in der Regel kaum. Mein Sohn hat mir seinerzeit zwar schon gelegentlich mal im Garten geholfen, aber das war aber meistens dann im Rahmen knallhart ausgehandelter Tarifabsprachen.
Früher habe ich berufshalber kaum Zeit für meinen Garten gehabt. Als habe ich hilfsbereite Hilfskräfte angeheuert. Mit katastrophalen Ergebnissen.
Eine kräftige, rüstige Dame mit jahrzehntelanger Gartenerfahrung jätete voller Begeisterung. Sie türmte einen Jätehaufen von gut 2,50 m Höhe auf, um mich von ihrem Fleiß zu überzeugen. Sie hatte alles ausgejätet, was sie nicht kannte. Leider kannte sie kaum mehr als Begonien, Fuchsien und Dahlien. Ich trauerte um viele seltene Pflanzen, um meine Artischocken und vieles mehr.
Die nächste war eine Freundin des fulminanten Hackens. Mit den Folgen davon kämpfe ich noch heute.
Und dann kam ein früh pensionierter Polizist, dem aber mehr an meiner Gesellschaft, als an meiner Gartenarbeit gelegen war, und schließlich „paß opp“. Paß opp ist ein nettes Original aus unserem Dorf. Liebevoll so genannt, weil er jeden Satz so beginnt. Und mit Paß opp ging es ganz gut, so lange ich daneben stand, wenn nicht, ging es daneben. Er fällte Bäume, die dann beim Fallen unersetzliche Rosen zermalmten. Er rückte Unkraut mir der Spritze zu Leibe, und schuf gleich eine richtige Schneise. Kurz, es ging nicht auf die Dauer.
Ein arbeitsloser junger Mann schließlich, voll des Eifers und der Hilfsbereitschaft, rottete meine sämtlichen 25 Jahre alten Rhododendren aus. Ich hatte ihm das Beet gezeigt und ihn gebeten, das Unkraut raus zu reisen. Eine Stunde später meldete er Vollzug. Er hatte das Feld komplett gerodet und auch gleich umgegraben.
Stall-bauenDer beste Ehemann von allen nun, arbeitet mit großer Begeisterung im Garten. Dabei haben handwerkliche Projekte aber eindeutig Vorrang. Er baut Schuppen, Hühnerhäuser, Kükenställe, Gärtnertische, Vogelhäuser, selbst bei klirrender Kälte.

Und er pflanzt mit Begeisterung Obstbäume Berensträucher und kümmert sich auch liebevoll um sie. Aber wenn es ums gießen geht, dann haben Kartoffeln eindeutig Vorrang vor Rosen. Und wenn er Platz für einen Bretterstapel braucht fragt er nicht lang, welches Grünzeug er darunter begräbt.
Kurz, Hilfskräfte im Garten sind rar und nicht immer gut qualifiziert.
Frau wäre aufgeschmissen, wenn es nicht wenigstens die tierischen Helfer gäbe. Angefangen beim Marienkäfer und dem unverzichtbaren Regenwurm.

Glucke-mit-GefolgeOhne meine Katzen, die die Wühlmäuse im Schach halten, wäre kein rückenschonendes gärtnern in den vielen Hochbeeten möglich. Und sie halten auch die Ratten vom Grundstück fern, was das Überleben der Küken sichert.
Seit ich Hühner im Garten laufen lasse, vor allem die Araukaner und die Seidenhühner, hat sich das Schneckenproblem erledigt. Sie fressen nicht nur die Schnecken, sondern auch schon die Schneckeneier, aber auch viele andere Schädlinge und Schädlingslarven. Sie vernichten Massen von Unkräutern und Unkrautsamen und liefern so ganz nebenbei einen guten, natürlichen Dünger.
Wenn ein Beet verunkrautet ist, lasse ich einfach für einige Zeit die Hühner drauf, dann kann ich es neu anlegen.
Die größte Hilfe, die mir die Hühner aber im Garten bieten, ist die Nutzung unrentabler Flächen als Hühnerauslauf. Früher habe ich gegen die Natur gekämpft und wollte trockene, schattige Stellen unbedingt begrünen. Steinige Stellen mit magerem Boden unbedingt aufbessern, suchte nach Pflanzen, die auch noch unter einer Eibe gedeihen. Und ich wollte die gesamte Fläche immer schön bepflanzt und gepflegt haben, wie in einem Park. Das waren natürlich ganz dicke Rosinen in meinem Kopf, und eine Menge Stress und völlig sinnlose Arbeit war es auch.
Heute gärtnere ich mit der Natur. Alle Flächen, die aus dem einen oder anderen Grund schwer zu bewirtschaften sind, gehören heute den Hühnern. Es ist so viel schöner, zu sagen: „das ist der Auslauf für meine Marans“, als….“hier muss ich unbedingt jäten“.
Hühner halten ihren Auslauf wunderbar Unkrautfrei. Wenn eine Fläche total abgegrast ist, kommen die Hühner auf ein anderes Beet und der alte Auslauf wird mit Gründüngerpflanzen besät. Da lernt man dann, wie schön gelber Senf, Phazelia, Klee und wilde Lupinen sind. Einfach ausgestreut bilden sie schnell einen dicken grünen Teppich und schon nach wenigen Wochen ein Blütenmeer. Ebenso schön wie ein teuer angelegtes Staudenbeet. Ein anziehungspunkt für Sch,etterlinge, Hummeln und Bienen, dass es nur so summt. Und dann, wenn der Sommer zu Ende geht, bietet es für einige Zeit wieder ein Festbankett für die Hühner.

Dienstag, 29. Mai 2012

Küken im Sonnenbad - erst eine Woche alt und schon im Garten

uff, jetzt sind sie wieder drinn.
Erst mal ein wenig verschnaufen, die sind ja schon so fix, die Kleinen.

Heute war es so warm und schön, dass ich beschloss, unseren 15 jüngsten, gerade mal eine Woche alten Seidenhuhnküken einen Aufenthalt auf der Wiese zu ermöglichen. Das gab mir dann auch Gelegenheit, die Aufzuchtbox und die Kunstglucke mal gründlich sauber zu machen.
Hygiene ist wichtig bei der Kükenaufzucht.kunstlucke

Und so stellten wir eine flache Wanne mit Sand in den mobilen Gitterauslauf, Körnchen und Wasser dazu, alles vorbereitet. Die großen Geschwister gleich nebenan, da kann man ja schon mal Bekanntschaft schließen.
Es war natürlich völlig unproblematisch, die Kleinen in den großen Transportkorb zu setzten und rauszutragen. Nun das mit dem sonnen, graszupfen, sandbaden und andere anmachen, konnten sie gleich wie die alten. Endlich hatten sie mal Platz auch mal die Flügelchen auszuprobieren und zu hüpfen und zu springen und um die Wette zu laufen.
Ist ja schön warm und kuschelig in der Kunstglucke, aber so langweilig.

sandbadDie Zeit verginf, die Helden wurden müde und schliefen schließlich erschöpft und glücklich in ihrem Sandbad ein.

Da beschloß ich, es sei nun Zeit, husch ins Körbchen und dann wieder rein.
Während eine Glucke dafür nur einen kurzen Befehl zu geben braucht, und die Küken gehen straks da hin wohnin sie gehen sollen, artete es bei mir in einen echten Generationskonflikt aus.
Die flitzten überall hin, nur nicht in den Korb.
Als wir sie dann endlich alle wieder eingepackt hatten zählten wir sicherheitshalber erstmal durch. Ja, 15, alles klar.

Rosenblüte im Eifelgarten - die Nummer 2 ist aufgeblüht

Zugegeben, auf den ersten Blick wirkt sie nicht spektakulär, die Rose "Roadrunner", aber sie hat ganz besondere innere Werte. Den blöden Namnen hat ihr der Züchter wohl gegeben, weil er sie furchtbar gerne in Massen als sogenanntes Straßenbegleitgrün an die Autobahnmeistereien verkaufen würde, sei`s drum. Ich verzeihe ihm.

roadrunner1
Es ist eine ganz wunderbare, herrlich duftende, schönfarbige und allen Widrigkeiten des Rosenlebens trotzende Rose.
Hier spitzt sie so nett zwischen den Rhabarberblüten durch, der Rhabarber steht auf einem Hochbeet davor.
Der beste Ehemann von allen übt an sich nur selten Kritik an mir.

Allerdings rügt er bisweilen mein mangelendes räumliches Vorstellungsvermögen.
Es gibt Tage, da denke ich, es könnte ein Körnchen Wahrheit an dieser Kritik sein.

Nämlich immer dann, wenn im Spätwinter diese Rose wieder aus den Dachlawinen auftaucht.
Ich habe nämlich diese und ihre drei Schwestern aus der selben Serie (mit genauso bescheuerten Namen,,), aber in anderen Farbtönen, direkt unter die Dachtraufe gepflanzt.
Da knallen im Winter dann Tonnen von Schnee vom Dach. Doch diese Rosen nehmen es nicht übel.

Sie sind gesund und schön und erfreuen darüber hinaus mit ganz besonders dicken, vitaminreichen Hagebutten.

Montag, 28. Mai 2012

Landluft - unsere kleinen Düsseldorfer in der Eifel

die-kleinen-schwarzen



Erst wenige Tage sind diese beiden sechs Wochen alten Seidenhuhnküken aus Düsseldorf bei uns, und schon erobern sie ihr Revier.
Der eigene Bungalo mit Waldblick und die gute Versorgung mit frisch gemahlenem Getreide, feinem Grünfutter und den "Würmern, die vom Himmel fallen" (..eigentlich nur Rinderhack, aber bitte nicht verraten...) haben dafür gesorgt, dass sie sich gewiss nicht nach Düsseldorf zurücksehnen.
Hummeln und Schmetterlinge sind ihnen immer noch nicht geheuer, aber Autos und Trecker sind o. k.


stall Der beste Ehemann von allen hat dieses gekaufte Kleintiergehege nachgerüstet. Das war ein ganzer Tag Arbeit. Was er dabei über den Hersteller sagte ist nicht druckreif. Jedenfalls ist das jetzt ein komfortabler und vor allem sicherer Stall für die beiden Winzlinge, da können sie wohnen, bis sie erwachsen sind in die große Herde umwechseln.
Der Stall hat Fenster aus Plexiglas bekommen, weil es bei uns nachts fast immer kühl ist, eine feste Rückwand, und eine wirklich ordentliche Verdrahtung aus engmaschigem Stahldraht, damit Fuchs und Marder keine Chance haben. Oben, im Schlafabteil sorgt reichlich Stroh für Schlafkomfort
.
Er steht unter einem Apfelbaum, und die Wiese bietet nicht nur Grünfutter, sondern auch Schutz und Schatten. Unter einer Sauerampferstaude oder einem großen Löwenzahn kann man dann tierisch gut entspannen,
momo und Katze Momo macht jeden an, die die beiden Seidenhühnchen bei ihrer Siesta stören könnte. Da muß ich mir wohl einen anderen Platz suchen.

Sonntag, 27. Mai 2012

Die erste Rose blüht in meinem Eifelgarten - Dagmar, die Unkomplizierte

Dagmar
Gerade eben ist sie aufgeblüht,
noch ganz zerknittert sind die Blütenblätter
von der Enge in der Knospe.

Und es ist keine Überraschung, außer vielleicht der erstaunlich frühe Zeitpunkt für unsere rauhe Gegend, es ist die gute, alte, unkomlizierte Dagmar Hastrup. Über den Namen streiten sich die Rosenexperten, doch wie sie auch immer ganz korrekt heißen mag, es ist eine ideale Rose für exponierte Standorte.
Sie duftet zart nach Apfelblüten, ist regenfest, frostfest und pflegeleicht. Und sie blüht wirklich bis zum Frost, ohne Zicken, ohne Krankheiten, ganz egal wie der Sommer wird.
Ihre dicken Hagebutten sitzen zeitlgeich mit den Blüten an den stacheligen Zweigen und man kann daraus eine feine Marmelade oder auch einen leckeren Likör machen.
Meine Dagmar steht übrigens auf eigeneen Wurzeln, ist also nicht verdelt . Sie macht sortenreine Ausläufer, die ich als willkommen Geschenke gerne annehme.

Gärtnern in der Eifel - man muss sich ja nicht kaputt machen, oder ?

Hinsichtlich meines Gartens scheiden sich die Geister.
Ich finde ihn herrlich, paradiesisch und schön. Viele andere auch, für wieder andere ist er zu wild, chaotisch und ungepflegt.
Meine Schwägerinnen pflegen mitleidig zu seufzen und von viel Arbeit zu sprechen, wenn sie den großen Garten sehen, aber ich sehe das überhaupt nicht so. Gartenarbeit ist freiwillig.
Bei mir haben auch Wildpflanzen ein Hausrecht. Und wenn Kulturpflanzen sich ausbreiten und fast wie Unkraut verhalten, bitte schön, wo es passt doch immer gerne.
Vorgarten-im-Mai

Die ist eine Aufnahme aus meinem Vorgarten, gerade vor fünf Minuten gemacht.

Merksatz:
Wer sich im Garten nicht kaputt machen will, der achtet auf den Gesamteindruck,
nicht auf jedes einzelne Hälmchen.

Was hier so herrlich aus vielen Blattformen und Farben komponiert ist, ist streng genommen zur Hälfte sogenanntes Unkraut. Doch anstatt dem nun ununterbrochen zuleibe zur rücken, kann man sich auch daran erfreuen. Alle Un- oder Wildkräuter in meinem Garten sind essbar. Sie lassen sich zu Salat, Spinat, Auflauf, Suppe, green Smoothies oder auch einfach zu Hühnerfutter verarbeiten. Und was auch die Hühner nciht mögen, also die Brennnesseln, wird als Brenneseljauche zu Tomatendünger gemacht.
blauer-Beinwell Diesen leuchtend blauen Beinwell habe ich mal aus dem Garten von Sissinghurst mitgebracht. Sein Azurblau ist wundervoll, aber er ist ein Rabauke und breitet sich stark aus. Einige Jahre habe ich gegen ihn gekämpft. Dann haben wir uns arrangiert. Und ist er nicht herrlich?
Das selbe gilt für das Schöllkraut, das ich einmal im Kräutergarten angesiedelt habe.
Es hat sich ausgebreitet, wächst auch noch da, wo sonst gar nichts gedeiht, und die Hühner lieben es.

Suessdolde
Was hier so stolz an der Treppe prangt, ist eine Süßdolde. Myrrhis odorata.
Als ich meinen Kräutergarten vor 20 Jahren anlegte, hatte ich Mühe, ein Pflänzchen von dieser Art zu bekommen. Eine Gärtnerei in der Nähe der Moritzburg hatte sie schließlich im Sortiment. Sie bürgerte sich schnell ein und ist überall im Garten, nur nicht im Kräutergarten, da kann ich sie nicht dulden, denn sie ist ein kräfiges und durchsetzungfähiges Gewächs. Die Blätter duften nach Anis und schmecken ganz ähnlich wie Kerbel, der hier nicht sonderlich gut gedeiht. Die Süßdolde ersetzt ihn problemlos. Es ist ein altes Heilkraut mit vielen Anwendungsmöglichkeiten, gut vor allem wenn man Zucker einsparen möchte, etwa bei Rhabarberkompott.
Und wenn Sie eine Stradivari haben, mit dem Öl aus den Samen werden wertvolle Instumente seit Jahrhunderten gepflegt.

Natürlich ist ein Garten auch ein wunderbarer Trainingsplatz, man kann sich bei der Gartenarbeit so richtig austoben und wird dann auch noch mit schönen Blumen und leckerem Obst und Gemüse belohnt. Aber ehrlich, die schönste Gartenarbeit ist es doch, hier ein paar Kräuter, dort ein paar Rosenblätter zu pflücken, und dann im Liegestuhl deren Duft zu genießen.
Das ist problemlos möglich, wenn man das Grün, das freiwillig, kostenlos und vital zu uns in den Garten kommt, nicht als Feind, sondern als Freund betrachtet. Pflanzen die sich von selbst ansiedeln, oder einfach ausbreiten, quasi im Garten herumwandern um sich selbst den optimalen Standort zu suchen, können das Gartenbudget sehr entlasten, wenn man sie dort, wo es geht, einfach wachsen lässt. Und das Zeitbudget für die Gartenarbeit kann dann anderweitig vielleicht besser genutzt werden, als hinter jeder einzelnen Gierschwurzel herzutoben.

Freitag, 25. Mai 2012

Gärtnern in der Eifel, nicht immer einfach

Als ich mich seinerzeit für mein liebes kleines Eifeldorf entschied, da waren für mich Kriterien wie saubere Luft, sauberes Wasser, gute Verkehrsanbindung (sind nur 2km bis zur A1) und, last but not least, gute Schulen im Umfeld ausschlaggebend.
Natürlich hat mir auch damals schon die günstige Lage in Europa zugesagt, schon des Berufs wegen.

Ich habe vor dem Umzug in die Eifel alle möglichen Karten und Informationen ausgewertet, nur nicht die des deutschen Wetterdienstes. Wenn ich das nämlich gemacht hätte, würde ich vermutlich eher unten im Ahrtal wohnen. Dort wächst Spätburgunder.

Hier ist es mit Abstand am kältesten, am nebligsten, am windigsten weit und breit. Mein Mann, der lange an der Küste gelebt hat, fühlt sich also richtig pudelwohl. Jedenfalls nachdem die anfängliche"Höhenallergie" abgeklungen ist, denn immerhin wohnen wir auf 520 über Null.

Natürlich liegt hier auch der höchste Schnee weit und breit und mit Nachfrösten kann man auch noch im Juni rechnen. Ein Fließ zum abdecken der Beete liegt immer bereit. Die meisten Leute kennen unseren Ort nur aus den Verkehrhinweisen, so nach dem Motto "Vorsicht Glätte" oder "Sichtweite unter 30 Meter". Da werden wir ziemlich oft erwähnt, und natürlich im Wetterbericht, wenn es mal wieder um niedrige Temperaturen geht.

Eigentlich mag ich so ein Klima, denn es ist nie schwül, heiß und stickig. Aber mein Gärtnerherz ist hin und wieder schon traurig. Denn hier geht vieles, aber eben lange nicht nicht alles, Wenn hier die Narzissen und Tulpen anfangen zu blühen, gibts im Markgräflerland schon Rosenblüten. Und was im Nachbardorf geht, das in einer Mulde liegt, klappt nicht unbedingt hier auf dem Bergrücken.

Zu Anfang, als ich mit dem Gärtnern in der Eifel anfing, ging ich die Sache ganz planvoll an. Ich kaufte mir ein Computerprogramm, mit dem man den Garten bis ins kleinste planen konnte. Das gab dann auch schöne Grafiken und auch gleich noch die Einkaufslisten dazu.

Das erste aha-Erlebniss hatte ich dann, als ich versuchte junge Obstbäume an die geplanten Stellen zu pflanzen. Nur ging das in neun von zehn Fällen absolut nicht, denn ich wohne auf einem Riff. Es ist natürlich schon etwas länger her,. aber einmal war hier ein tropisches Meer. Und der Berg auf dem ich wohne, besteht zumindest teilweise aus den versteinerten Meeresbewohnern.. Der Rest ist, wohl der Abwechslung halber, nöch härterer Stein.
Darauf ist eine dünne Schicht sehr tonhaltiger, sehr fruchtbarer Erde, die aber das Wasser z. B. bei der Schneeschmelze kaum ablaufen läßt, dafür aber in trockenen Sommern zu einer Art Zement verbackt. Dazwischen gab es dann auf meinem Grundstück auch noch Steine aller Art und Größe, Bauschuttreste und viele, viele Baumwurzeln.
Wenn man hier ein Bäumchen pflanzen will, dann nimmt man eine Eisenstange und stochert so lange im Boden herum, bis man eine Stelle gefunden hat, die einigermaßen geht.
So habe ich zwar schöne und reich tragende Obstbäume, doch ihre Anordnung wirkt etwas seltsam.

blaue-BlumenAngeregt von meine Besuchen in englischen und irischen Gärten, plante ich natürlich auch ein blaues, ein rotes, ein weißes und ein gelbes Beet etc. Einen Steingarten, einen Rosengarten, einen Küchengarten. Nun, nach 22 Jahren habe ich diese Beete auch, nur nicht an den ursprünglich vorgestellten Plätzen und mit ganz anderen Pflanzen als geplant.

Über Jahrzehnte hinweg habe ich viele schöne, besondere Gärtnereien besucht und mir von allen Reisen schöne Pflanzen mitgebracht. So hatten es mir z. B. die Iris- und Pfingstrosenzüchtungen der Gräfin Zeppelin in Laufen angetan, aber auch die wundervollen Phloxe und Rittersporne von Karl Förster in Postdam.
Die meisten dieser Pflanzen haben sich einen Sommer lang Mühe gegeben und dann einfach auf die Reinkarnation in wärmerem Klima gehofft.

Auch Rosen aus Südfrankreich haben vor meinen Augen quasi Selbstmord begangen. Andere Rosen aber sind hier in ihrem Element und mein Rosengarten ist im Juni ein Erlebnis für alle Sinne. Sie sind allerdings sehr eigenwillig. So habe ich z. B. hier vor meinem Arbeitszimmer eine alte Rose, "Geschwinds Orden" die laut Katalog ein zierliches Kletterröschen ist , das kaum mal geschnitten werden muß. Tatsächlich versucht sie regelmäßig, das Haus in ein Dornröschenschloss zu verwandeln,raubt mir das Licht und trotzt der Schere. Was man natürlich alles verzeiht, wenn sie ihre zarten Blüten öffnet.
Momentan freue ich auf die zartrosafrabene Dagmar Hastrup, die dieser Tage aufblühen wird und dann bis zum Frost blüht. Und auf meine Alba-Rosen, die zwar alle nur einmal, dafür um so schöner blühen. Und ich frage mich, ob meine Bobby James den radikalen Rückschnitt vom vergangenen Jahr gut verkraftet hat.

Das Gärtnern in der Eifel macht viel Spaß und bringt auch (in den meisten Jahren) gute Ergebnisse, wenn man schlicht berücksichtigt, dass die Gartensaison hier einfach kürzer ist. Sie fängst später an und hört früher auf. Das hat ja auch sein Gutes, man kann auch mal was anderes machen als das Gartenhobby.
Ein Gewächshaus ist hilfreich, aber dennoch sollte man bei der Zucht von eigenen Jungpflanzen auf alle verzichen, die eine zu lange Entwicklungszeit haben. Die schaffen es dann oft einfach nicht mehr bis zum Forst und die ganze Mühe war vergebens.

Düsseldorfer Küken in der Eifel

Ich habe es gerade mal nachgerechnet, im Moment haben wir 48 Küken, einige als Naturbrut bei den Glucken und auch etliche aus Kunstbrut.
Davon sind 24 echte Düsseldorfer.

Nun gibt es für den Eifeler an sich nichts schlimmeres als Düsseldorfer,
außer vielleicht noch die Kölner, die sind ihm mindestes ebenso suspekt.

An Sonn- und Feiertagen bleiben wir Eifeler am liebsten Zuhause, es ist dann einfach zu gefährlich auf unseren Straßen. Entweder sind die Städter im "Rausch vom Ring" und rasen wie die Irren, oder sie schleichen im Spaziergängertempo über die Landstraßen.
Wo auch nur eine halbwegs nette Aussicht, Pferde, eine Kuh oder sonswas ländliches das Auge anzieht, muß man auch in unübersichtlichen Kurven mit Städtern rechnen, die gerade mal fotografieren und dabei mitten auf einem engen Sträßchen parken.
Und dann die Motrorradfahrer erst....
Es ist immer schön, wenn wieder Alltag herrscht.
Für uns Eifeler darf es ganz gerne mal am Wochenende regnen,
das reduziert das Verkehrsaufkommen enorm.

Doch machmal kommt ja auch was Gutes aus Düsseldorf.

24 Seidenhuhnküken haben wir kürzlich aus Düsseldorf bekommen.
Süße kleine Federbälle mit einem so kuscheligen Federkleid, das es fast wie ein Fell aussieht. Fühlt sich auch so an.

Zuhause stellten wir dann fest, dass die süßen Kleinen im Alter um einige Tage und teils auch Wochen auseinander liegen. Das macht beim Entwicklungsstand von Küken viel aus, da sind 14 Tagen noch richtig sichtbar.

Die 15 allerkleinsten, gerade mal 4 Tage alt, sitzen im Kaminzimmer in der Aufzuchtbox unter der Kunstglocke, und sind vor allem mit fressen, schlafen, wachsen beschäftigt. Das wird sich bald ändern, aber im Moment brauchen die noch viel Wärme und haben auch noch lange Ruhephasen. Aber sie kennen mich schon, begrüssen mich (und die Leckerli) mit lauten Gepiepse und nehmen auch schon kleine Bröckchen aus der Hand.

Wer schon 2 Wochen alt ist, ist mit unseren 13 gleichaltrigen Maranküken draußen im Garten. Da hat der beste aller Ehemänner, im Schweiße seines Angesichts, einen super Kükensstall gebaut, der selbst wiederum in einem großen Foliengewächshaus steht.
So sind die Kleinen unter sich, sicher und trocken untergebracht und haben reichlich Platz zum Toben. Den brauchen die in diesem Alter auch schon. Allerdings muss man sie vor Risiken schützen, Wassertonnen, Hundenäpfe, Eichhörnchen, Elstern, Eichelhäher, Krähen, alles kann ihnen in diesem Alter noch gefährlich werden.

Im Stall haben sie eine Wärmematte in der Schlafbox, die abends eingeschaltet wird. Nur haben sie noch nicht gelernt, alleine in die Schalfbox zu gehen. Sie kuscheln sich in einer Ecke zusammen und werden dann reingesetzt. Mal sehen wie lange es dauert, bis sie das selbständig machen. Raus kommen sie problemlos alleine.

Was eine Glucke leistet, das merkt man erst, wenn man mit der Kunstbrut versucht, die Glucke zu ersetzen. Zwar kommen Küken, im Vergleich zu Menschenkindern, schon erstaunlich fertig auf die Welt. Aber sie brauchen anfangs noch sehr viel Betreuung.
Ein warmer, sicherer Stall, der aber auch ausreichend Platz und Material zum Spielen und Experimentieren bietet, ist da schon eine wichtige Sache.


Mein neuer Kükenstall ist einfach super. Er bietet den Küken reichlich Platz, ist solide gebaut und dank Plexiglasscheiben an den Stalltüren auch schön hell. Die Höhe entspricht einem Stehpult, Decke ist eine Zimertür. Selbst wir verreisen würden (wer will das denn, wenn er Küken hat ....) und sie nicht rauslassen könnten, hätten die Küken darin genug Platz.

Aber der absolute Clou ist, dass der Kükensstall multifunktional ist. Er funktioniert auch als Gärtnertisch (mit Unterschrank) oder auch als Werkbank , denn schließlich ist ja nicht immer Kükenzeit. Wenn die Kleinen herangewachsen sind, was immer viel zu schnell geht, kann ich ihn anderweitig verwenden. Boden und Decke sind mit abwaschbarer Folie überzogen, innen ist der Schrank gut isoliert.

Doch zurück zu den Küken.
Zwei von den kleinen Düsseldorfern sind schon über das Stadium laufendes Ei hinweg.
Ich denke, die sind so 6 bis 8 Wochen alt, also in einem Alter, wo die Glucke ihren Mutterschaftsurlaub normalerweise beendet und sich wieder anderen Aufgaben widmet.

Es sind zwei schwarze Seidenhühnchen im schlacksigen Jungstadium, das Federkleid ist noch im Entstehen. Durch die stachelligen Federschäfte, in denen sich die neuen Federn entwickeln, sehen sie aus wie kleine Punks.
Wir hatten sie zuerst einen Tag bei den Kleinen im Kükenstall, aber obwohl sie ganz lieb sind, hatten die jüngeren doch Angst vor ihnen. Für uns sind die immer noch winzig, Leichtgewichte, nichts als Federn. Aber wenn man erst zwei Wochen alt und ein Küken ist, sind das riesige schwarze Monster.

So haben die beiden Düsseldorfer Jugendlichen also ein eigenes kleines Gehege bekommen. Dafür haben wir im Garten, unter einem Apfelbaum, ein Stück Wiese eingezäumt. Direkt neben dem Gehege von Glucke Goldi mit ihrer muntern Kükenschar, die jetzt genau 4 Wochen alt ist.

Gestern Morgen haben wir sie umgesetzt, zum Trost mit besonders leckerem Futter, und dann habe ich mich eine Weile in den Garten gesetzt zt und zugesehen was sich tut.
Das wurde mir schnell langweilig, denn es tat sich lange absolut nicht.

Die beiden haben gut gefrühstückt, sich dann aber in ihrem Häuschen verschanzt und erst mal ein Verdauungsschläfchen gehalten.
Ich habe dann den Tag über immer mal wieder nach Ihnen gesehen, aber trotz des verlockenden Grünzeugs und des herrlichen Wetters kamen sie nicht raus, war wohl alles noch zu neu und zu fremd.

Am Nachmittag gab es ein heftiges Gewitter mit Wolkenbruch und Hagelschauer, das fanden sie dann interessant, da steckten sie die Köpfe raus und staunten. Offenbar war das der erste Regen, den sie erlebten und sie fanden es spannend. Sie haschten mit den Schnäbeln nach Regentropfen und waren sichtlich angetan.
Ein wenig später, als die Sonne wieder schien, machten die beiden die ersten Schritte in die Freiheit. Am Anfang immer schön mit dem Hinterteil noch Kontakt zum Stall haltend, aber dann doch auch schon einige Schritte auf die Wiese.
Nach anfänglichem Zögern machten sie sich begeistert über die reifen Grassamen und würzige Kräuter her. Besonders beliebt: die Knoblauchsraube, aber nur die Spitzen bitte.

Aber dann zeigte sich, dass diese beiden Großstadtpflanzen keine Landeier gewesen sind.
Ein unbekanntes, fliegendes, brummendes, pelziges Objekt flog auf sie zu, eine Hummel. Schwupps, da waren sie wieder im Stall und wollten auch nicht wieder raus.

Die Nacht verbringen sie übrigens in einem geräumigen Katzenkorb im geheizten Kükenstall, denn ihr eigenes Gehege hat keine Heizung und bei uns in der Nordeifel hat es derzeit nur etwa 9 Grad nachts. Das ist doch noch ewas zu kühl, vor allem weil sie ja an die wärmeren Temperaturen im Tiefland gwöhnt sind.

Morgen werden sie neue Erfahrungen machen, ein Stück weit die Welt erobern, und in einer Woche werde ich wohl alle Mühe haben, sie von meinen Erbsen fern zu halten.

Mittwoch, 23. Mai 2012

Hühner-Mobbing

Gestern waren wir in unserer feinen Landeshauptstadt, die ich mit ihrem ganzen Konsumzirkus eigentlich nicht sonderlich mag. Und dann sind dort ja auch die Biergläser so klein.....

Doch gestern lernte ich D`dorf mal von einer ganz anderen Seite kennen.
Es gibt da einen Stadtteil, der ist so richtig normal. Kein Schicki-Micki, kein Remmi-Demmi.
Normale, nette Leute, kleine gemütliche Häuser, grüne, kreative Gärten.

Unsere Gastgeber wohnen in einer Gegend, die früher wohl mal eine Siedlung im Grünen war und sich viel von diesem Charme bewahrt hat. Nette kleine Häuser mit tollen, großen Gärten. Ruhige Straßen ohne Parkprobleme, kurz eine Idylle am Stadtrand.

Und unsere Gastgeber sind begeisterte Züchter von Seidenhühnern und auch anderem schönem Geflügel. In ihrer Wohnstube schaut der Kater gelassen zu, wie die Papageien herumturnen und ist höchstens leicht genervt, wenn der einsame Rebhahn seine Sehnsucht nach einer Partnerin kund tut. Bunte Ziervögel fliegen frei und winzige Küken gucken mit blanken Augen aus der Aufzuchtstation.

Die ganze Anlage ist liebevoll auf Tiere zugeschnitten. Mit großzügigen Volieren, geschützten Gartenbereichen, einem großen Glashaus zum aufwärmen und für die ganz Kleinen.

Aber alles steht leer.
Die Tiere sind ausgelagert, zu Freuden, Bekannten, Verwandten.
Und warum?

Weil ein streitbesessener Nachbar die jungen Leute in einen mehrjährigen Rechtsstreit gezogen hat, weil er ja schließlich in D´dorf lebt und nicht wirklich auf dem Dorf, da wünscht er keine Tiergeräusche.
Jede nur mögliche Behörde hat er einigeschaltet und trotzdem vor dem Amtsgericht verloren.
Eine menschen- und tierfreundliche Richterin entschied zugunsten der Hühner.

Doch der Nachbar lies nicht locker. Er ging auch noch in die zweite Instanz. Und mit der Begründung, dass das Halten von Geflügel in D`dorf nicht ortsüblich sei, gab der zweite Richter dem Kläger recht.

Schade.

Schade aber auch, dass manche von unseren Juristen solche Fachidioten sind. Denn mit nur wenigen Geschichts- bzw. Soziologiekenntnissen hätte der Richter eigentlich wissen müssen, dass solche Siedlungshäuser mit ihren großen Gärten speziell für die Selbstversorgung gebaut wurden.
Der Selbstversorgergedanke stand Pate bei der Siedlungsbewegung.
Hier ging es ja gerade darum, dass Familien in gesunder Umwelt gesunde Lebensmittel selbst produzieren können. Und dazu gehören eben auch Eier und Hühner.

Aber Düsseldorf ist eben für Hühner zu fein, und verleugnet die eigene Vergangenheit.

YetiDa können die Leute ja dann die skandalbelasteten Supermarkteier kaufen, die piepsen ja nicht. Und ganze Generationen von Kindern wachsen auf, ohne je ein Kükenherz in der Hand schlagen zu fühlen, oder eine Glucke mit ihren Kleinen zu beobachten.

Armes Düsseldorf, was schätze ich doch mein Eifeldörfchen und meine lieben, netten, freundlichen Nachbarn!

Montag, 21. Mai 2012

Hühner und Hühnergeschenke

Wenn das soziale Umfeld erst mal spitz gekriegt hat, dass man ein neues Hobby hat, dann kann / darf / musss man auch mit entsprechenden Geschenken rechnen.

Und natülich nehmen die Menschen um einen herum auch regen Anteil.
Das ist gut und richtig so, hab aber auch seine Grenzen.

So sind Hühner zwar Omnivoren, aber eben keine Müllschlucker.
Meine Nachbarn, Mitarbeiter und Bekannten "spendeten" meinen Hühnern anfangs mit Begeisterun altes Brot, Küchenreste, Gartenabfälle, ja einer ging sogar so weit Restaurantabfälle über den Zaun zu werden.
Ich fluchte lästerlich, wenn ich mal wieder auf einer glitschigen halben Pizza ausgerutscht war.

Aber der Gipfel waren die Neureichen von nebenan.
Bald war der Boden des Hühnerauslaufs übersät mit Austernschalten, Krebsscheren, Hummerresten etc.
Der glaubte allen Ernste, die Hühner könnten mit ihren kleinen Schnäbeln dicke Muschelschalen zermalmen. Er hatte die Sache mit den Erben der Dinosaurier wohl ein wenig zu Ernst genommen.

Als die Dorfbewohner gegannen, Sonntagnachmittags mit Kind und Kegel zu meinem Hühnerstall zu spazieren, um den Kinden mal zu zeigen, wie dekadent die Zugezogenen leben, setzte ich der Sache ein Ende.
Mein Nachbar hielt mich seither für extrem undankbar.

Neben den Futterspenden gab es natürlich auch gute Geschenke, Futterspender und Tränken waren stets hochwillkommen. Neckische Dekohühner schon weniger, ich hab die echten einfach lieber.

Und dann schenkte man mir natürlich auch immer mal wieder Hühner.
An sich ja nett, kann aber ein echter Test für die Beziehung sein.

Einmal bekam ich zum Geburtstag einen bunten Strauß recht exotisch wirkender Zwerghühner, im Fachgeschäft gekauft und nett verpackt. Da sie so schön bunt waren, waren es natürlich allesamt Hähne, alle sehr dekorativ und alle höchst verärgert. Und alle flugfähig im höchsten Grade.

Kaum hatte ich den Karton geöffnet, auf der Terrasse, nicht ahnend, dass er Hühner enthielt (war ja so klein..), da begannen sie einen Krieg. Es war ein veritabler Luftkrieg und wo auch immer er geendet haben mag, das Gastsspiel war bei mir nur kurz.

Frieda1 Ein anderes Mal schenkten mir die Kinder 10 Käfighühner aus eine Legebatterie. Sie wollten die Hühner befreien und gleichzeitig mir eine Freude machen. Das war hart, wirklich hart.
Trotz intensiver Bemühungen konnte ich nur 5 am Leben halten, die anderen haben den ersten Tag nicht überlebt. Ich denke, dass sie in der Legebatterie schon tagelang nicht mehr gefüttert und getränkt worden waren, weil "nutzlos".
Die Tiere waren nur noch klapprige Knochengestelle, zu schwach zum stehen, zum trinken, zum schlucken.

Sie hatten noch nie die Sonne gesehen, oder richtige Dunkleheit erlebt.
Kannten weder Wind noch Regen und erschreckten sich (in einem Fall zu Tode) vor einem Schmetterling, einer Biene oder einem lauten Geräusch.
In den ersten Stunde habe ich ihnen eine Nährlösung per Pipette eingetropft, dann musste ich ihnen immer wieder zeigen, wie man trinkt, was man essen kann. Doch für einige von ihnen war die Umstellung zu viel Stress und vielleicht waren sie auch einfach schon zu sehr geschwächt.

Fünf haben überlebt, sie heißen alle Frieda und sind durch unterschiedliche farbige Ringe gekennzeichnet. Also rote Frieda, grüne Frieda usw.
Sie sind mit der Zeit richtige Hennen geworden, immer noch überschlank, ein wenig zickig und hysterisch, aber das ist für diese Rasse ganz normal.

Kritisch wurde es nochmal, als sie nach etwa 18 Monaten in die Mauser kamen.
Ich musste sie ein paar Wochen isoliert und warm halten und mit Kraftfutter aufpäppeln, danach waren sie wie neu. Sie legen noch heute jeden zweitern Tag geradezu unglaublich große Eier, sind zuraulich, neugierig und recht frech.

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