Sonntag, 20. Mai 2012

Aus Küken werden Hühner, ja aber ....

Seidenhuhnkueken-kurz-nach-dem-SchlupfAlle Küken sind erst mal Küken. Sie sind süß, klein, drollig und liebenswert.
Und von ganz wenigen Hühnerrassen mal abgesehen ist das Küken erst mal ein "ES", man kann sie nicht unterscheiden, es fehlen hellblaue und rosaroten Schleifen.

Bei unseren Seidenhühnern kann man mit Gewissheit erst Hennen und Hähne unterscheiden, wenn letztere anfangen zu krähen, dann sind die schon gut 4-5 Monate alt oder sogar noch älter.

Es ist also immer ein Überraschungspaket, was sich aus einem Nest voll Küken so entwickelt.

Unsere ersten 8 Seidenhuhnküken holten wir uns aus Wuppertal, und dann saßen wir wochenlang vorm Kükenstall und bewunderten sie. Wir sahen ihnen beim Futtern zu, beim Trinken, beim Hüpfen und vor allem beim Wachsen. Wir hatten eine Reihe Stühle vor dem Folierngewächshaus mit dem Kükenstall aufgestellt und es fanden sich immer Fans, die Kükernkino gucken wollten,

Der Kükenflaum wechselte zu richtigem Gefieder, was allerdings beim Seidenhuhn nur prächtiger aussieht und mehr glänzt, aber eben immer noch flaumig ist. Und noch immer waren sie Küken nicht zu unterscheiden, sie waren ja auch alle schwarz.

Nach und nach zeigten sich Verhaltensunterschiede. Manche waren fixer, einige zutraulicher und eines war ein richtiger Dösbaddel. Lief immer in die falsche Richtung, verlor den Anschluß an die Gruppe, fand plötzlich den Ausgang nicht mehr unsw.
Es einer ist eigentlich jedesmal dabei, meist wächst es sich aber wieder aus.

Und was freuten wir uns, als wir den ersten Hahnenschrei aus dem Kükenstall hörten, das war ja ein richtiges Konzert und keine Nachtigall konnte in unseren Ohren schöner klingen. (Eigentlich war es ein Chor, aber das wussten wir noch nicht),

Liebevoll und unter gutem Zureden setzten wir den als Junghahn geouteten Kanditaten in eine separate Unterkunft. Er war verdutzt, aber einige leckere Häppchen wirken da in der Regel Wunder.

Einsamkeit kam auch nicht auf, denn er bekam reichlich Gesellschaft.
Fünf von den acht Küken waren sehr eindeutig männlichen Geschlechts.

Nach langen Diskussionen beschlossen wir, zwei der jungen Hähne zu behalten, einen für die Zucht und den zweiten als Sicherheitsreserve. Das waren Archibald und (der Stimme wegen) Caruso. Diese beiden leben heute übrigens auf einem Pferdehof in der Nähe von Münstereifel mit einem netten Hühnerharem und bester Betreuung durch die Bauernhofkinder.
(danke Stefan!)

Ihre drei Büder hat es in die Ferne verschlagen. Denn nun war ich es, die eine Anzeige aufgeben mußte, und einen guten Platz für überzählige Hähne suchte. Nun muß man bei jungen Seidenhähnen nicht wirklich fürchten, dass sie jemand für die Pfanne haben will.

Selbst ausgewachsen wiegen sie kaum ein Kilo, das imposanteste an ihnen sind die vielen kuscheligen Federn.
Es fand sich ein Ehepaar aus Polen, mit einer Hühnerschar, aber ohne Hahn. Die beiden stellten sich vor, was für hübsche kuschelige Küken sie mit diesen beiden Stammvätern mal bekommen könnten. Und wie ich hörte hat es auch geklappt.

Sie wurden am Abend abgeholt, in einen gut gepolsterten Transportkorb gepackt. Es folgte eine Nachtfahrt und als sie am anderen Morgen aufwachten werden sie nicht schlecht gestaunt haben.


Eine der Hennen aus dieser Gruppe, mit Namen Prima Vera, wurde die Stammmutter unserer Seidenhühner. Letzten Juli hatte sie ein schönes Nest voll wundervoller Küken.
9 kuschelige Fellknäuel, alles Jungs.

Samstag, 19. Mai 2012

von Wuppertal in die Eifel - unsere ersten Seidenhühner

Das Experiment mit Max und Moritz, den beiden ganz speziellen Seidehähnen, mußte ich wohl als gescheitert betrachten. Doch der Winter kam ins Land, wurde von einem neuen Frühling abgelöst und ein Tiefreund nahe Wuppertal bot Seidenhuhnküken an.

Wieder mal wurde der Katzenkorb mit Heu gepolster und ab gings auf die Autobahn, und wieder runter von der Autboahn. Und nur relativ wenige Autominuten von Wuppertal entfernt staunten wir über eine grüne Oase.

Zwei liebe Leutchen hatten sich dort auf einem großen Grundstück einen Traum verwirklicht. Es gab eine Datscha, und viele, viele Behausungen für allerlei Getier. Bei manchen Gänse- und Entenarten musste ich erst mal nach der Sorte fragen, es war der reinste Vogelpark.

Und dort stolzierte ein prächtiger, schwarz schillernder Seidenhahn, noch jung, aber schon ein Stammvater. Seine Jüngsten waren es, die wir mitnehmen durften, 8 an der Zahl. So cirka 8 Wochen alt, sie kamen uns winzig und zerbrechlich vor. Seit ich meine eigenen Eintagsküken in der Hand hatte, weis ich, dass das damals robuste, gut entwickelte Jugendliche waren. Nun, damals wusste ich das nicht. Ich packte die Winzlinge nicht direkt in Watte, aber ich war schon nah dran.

Im Vogarten, unter der alten Douglasie wurde ein Foliengewächshaus aufgestellt und dort hinein kam der Kükenstall. Die kleinen waren bestimmt genervt, bis ich dann endlich mal befand, das Wetter sei nun mild genug, um sie mal aus ihrem Zelt herauszulassen.

Sie eroberten den Vorgarten und erfreuten mit ihrerer drolligen Art die Passanten. Meine Katze Panda ernannte sich zur Küken-Wächterin und passte fast rund um die Uhr auf sie auf. Lange gehegte Pflanzenschätze setzte ich klaglos der Gefahr durch junge Hühner aus. Doch es ging gut. Seidenhühner haben flauschige Federfüße und scharren kaum. Sie haben viele Insekten vernichtet und die lästige Vogelmiere ausgezupft, ein Schaden ist nicht entstanden.

Nun ergab sich aber für den vorausschauenden Hühnerhalter ein Zukunftsprobelm. Von Hühnern die wir schon mal auf dem Markt gekauft hatten, wussten wir, dass ältere Tiere sich sehr schwer tun, sich mit Treppen und Leitern anzufreunden. Haben sie es jung gelernt, klappt es wunderbar.

Nun war der Kükenstall aber ebenerdig. Und der Stall für die spätere Unterbringungen hatte Leitern. Und so bauten wir dann aus einem alten Gartenstuhl und einer selbst gebauten Hühnerleiter eine Trainingseinheit.
CIMG1047
Leckerli auf den Stufen motivierten unsere Jüngsten schnell zum Klettern.

Freitag, 18. Mai 2012

Max und Moritz, dier ersten Hähne

Nun hatten wir also schon mehrere Jahre Hennen. Weiße, braune, schwarz-gefleckte, blau-schillernde. Und gelegentlich legten sie sogar mal ein Ei.
Aber wie das so geht, Hennen sind was schönes, aber der Gipfel für den Hühnerbegeisterten sind eigene Küken.
Selbstverständlich kann man Küken auch kaufen. Das hab ich später auch gemacht, aber das ist eine andere Geschichte.
Das schönste sind eigene Küken, sozusagen "home made" und vom den ersten tapsigen Schritten an persönlich mit mir bekannt.
Und um dieses Ziel zu erreichen fehlte mir, ich erinnerte mich an den Biologie-Unterricht, ein Hahn.
Hähne so lernte ich dann schnell, sind in der Hühnerwelt ganz entscheiden weniger wert als Hennen. Die einschlägigen Kleinanzeigen waren voll von flehentlichen Aufrufen, doch bittem einm lieben Junghahn Asyl zu gwähren, weil ihn sein-Vater sonst zerfleischen würde. Oder weil die Nachbarn mit Mord als Strafe für Schlafentzug gedroht hatten. Kurz Hähne bekommt man im Dutzend geschenkt.

Nur, ich wollte nicht irgendeinen Hahn. Ich wollte einen Seidenhahn. so ein schönes, kuscheliges, dekoratives Wesen von der Sorte, die früher auf Jahrmärkten als Wunder der Natr und Kreuzung zwischen Huhn und Kaninchen gezeigt wurden.

Es fand sich eine Anzeige und so fuhren wir, und fuhren, und fuhren, bis wir fast am Ende der Welt, im privaten Paradies von zwei Tierfreundinnen unseren Hahn abholen konnten.
Die Damen hatten zwei davon, Brüder, einander sehr zugetan, wie uns versichert wurde. Natürlich nahmen wir beide.
Max-und-Moritz-voll-integriert (Nummer 2 und 3
von links...)
Unsere Hennen guckten erst ein bißchen dumm, aber am Abend saßen Max und Moritz dann schon mit auf der Stange, voll integriert. Wir buchten es als Erfolg.

Leider stellten die beiden sich als ein Team von ziemlichen Halunken heraus.
Da Seidenhähne, zumal so junge, natürlich kleiner sind, als die durchschnittliche Henne, fiel ihnen die Erledigung ihrer Fortpflanzungspflichten nicht leicht. Wir fanden es ja drollig, was sich da für Szenen abspielten, Max und Moritz aber wohl nicht.

Sie entwickelten dann rasch eine Technik, die zum Vollzug verhalf, aber von den Hennen und auch von uns, nicht gebillgt wurde. Sie arbeiteten im Team. Jagten gemeinsam zunächst mal eine Henne in eine strategisch gut gewählte Ecke, Dann hielt einer von beiden (Moritz) sie vorne am Gefieder fest, während der andere (Max) die eigentliche Fortpflanzung übernahm.
Es kam zu erheblichen Federverlusten und lauten Protesten.

Ganz schlimm wurde es aber erst, als Schrappnella, eine älter Hene von sehr herrischem Gebahren, sich auch noch einmischte. Sie fand, eine solcherhand festgehaltene Kollegin, sei ein ideales Opfer für einige verdiente Schnabelhiebe ihrerseits.

Wir trenten die Hähne dann, Max und Schrappnella wurden ein inniges Paar. Immer wenn sie sich mal absetzte um anderswo nach dem Rechten zu sehen, stecke er den Kopf unter den Flügel und schrie ganz jämmerlich.

Moritz wurde der mühsamen Aufgabe der Fortpflanzung nicht gerecht und lebte sozusagen als krähendes, doch gut gelittenes Huhn unter Hühnern.

Mittwoch, 16. Mai 2012

meine allerersten Hühner

Meine allerersten Hühner bekam ich durch eine Verkettung vom Umständen, die ich gar nicht zu verteten hatte. In einem Nachbarort brach eine Familie zusammen, das Haus musste geräumt, Kinder und Tiere gut untergebracht werden.
Für alle fand ich eine gute Lösung, nur hinsichtlich der Hühner hatten die Kinder enthafte Bedenken. Sie fürchteten, ihre kuscheligen Federviecher würden iin einem Kochtopf landen.
die-ersten-Bertas-und-Friedas
Also wurde kurzerhand der Hundezwinger samt Hundehütte in einen Hühnerstall umgewandelt, sehr zur Freude des Hundes. Der hatte es ohnehin nicht geschätzt aus der Küche ausgeschlossen zu sein. Und er kannte auch sehr viel bequemere Schlafplätzte als nun gerade die Hundehütte. Die wurde mit einer Stange ausgerüstet, mit Stroh ausgestreut und mit einem sicheren Riegel versehen.
Es kam 5 richtige Mistkratzerle, mehrheitlich schon im Pensionsalter, und sie fühlten sich ganz offensichtlich wohl in ihrem neuen Domizil.
So fing es an mit mir und den Hühnern. Ist nun schon 20 Jahre her.

Dienstag, 15. Mai 2012

Kükensegen

Gruppe-1
Am 23. April fing es mit dem diesjährigen Kükensegen an.

Goldi, die hübsche kleine Seidenhenne mit dem goldfarbenen Hals, hatte auf sieben Eiern gebrütet, 5 kleine porzellanfarbene von den Seidenhühner, und zwei schokobraune, von der Farbe bitterer Schokolade, von den Marans. Sie hatte sich schon Wochen vorher dafür entschieden, ihre Eier in einem Foliengewächshaus gegenüber der Terasse zu legen. Trotz einer umfassenden Einzäunung des Hühnerauslaufs schaffte sie es täglich, ihr kleines Ei am Wunschplatz abzulegen.

Danach wartete sie gewönlich geduldig auf einen Menschen, der sie wieder in den Auslauf setzte. Sie kam zwar raus, aber offenbar nicht wieder rein.

Als sie beschloss zu brüten, blieb sie einfach auf dem Ei des Tages sitzen und wir sorgten für ihre Sicherheit, Bequemlichkeit und für weitere Bruteier.

21 Tage döste sie dann weitgehend vor sich hin, drehte und wendete gelegentlch die Eier und wartete.
Mit einer Schlupfrate von 100 % kamen dann am 23. April sieben perfekte kleine Federbälle aus dem Eiern.
aus Muters Gefieder in die weite Welt staunen
Die sind in den ersten Tagen vor allem erstaunt. So haben sie sich das Leben wohl im Ei nicht ausgemalt. Doch schno nach wenigen Tagen, wenn das Stadium "laufendes Ei" vorbei ist, erkunden sie energisch und energiegeladen die Welt.

Montag, 14. Mai 2012

von Hamburg in die Nordeifel - (k)ein modernes Märchen

Angekommen


Heimat ist ein großes Wort, eines das ich als junger Mensch nicht in den Mund nahm, es sei denn, um einen deutschen Film entsprechend (meist negativ) zu bewerten.
Und doch eines, das mir heute viel bedeutet.

Aufgewachsen in Gottes eigenem Land, da wo andere Leute Urlaub machen, verschlug es mich zum Studium nach Hamburg. Und nachdem mein Sohn, ein echter Hamburger Jung, eingeschult wurde, vergraulten uns die vielen Verkehrs- und anderen Unglücksfälle, denen Kinder in solch einer Stadt zum Opfer fallen konnten, und wir zogen raus aufs Land.
Genauer gesagt in die Elbmarsch, dort wo es mehr Schafe als Menschen gibt und das Nebelhorn brunftig tutet.

Merksatz:
Heimat ist nicht da, wo man sich nicht sicher fühlt und Angst um seine Kinder hat.

Der Junge war an das Freizeit-, Bildungs- und Kulturangebot der Großstadt gewöhnt, d. h. er war bis dahin als eifriger Konsument diverser Angebote aufgewachsen.
Er ging zum Kindergarten, ich zur Uni.
Nachmittags trafen wir uns, nach einem erfüllten Tag in unserer kleinen, gemütlichen und lauten Altbauwohnung.
Er hatte ein breites Spektrum an Kursen und Spielangeboten, die er wahrnehmen konnte.

Nun, im neuen Lebensabschnitt, aber war ich nicht mehr Studentin, sondern Freiberuflerin und arbeitete vorwiegend am heimischen Tisch an meinen Texten, oder war beruflich unterwegs. Und der Junge kam nach der Schule nach Hause in unser geräumiges Bauernhaus, und erwartete (vergeblich) ein vorgefertigtes Programm.
Diese frustrierte Phase ging schnell vorbei, und er erkannte bald, dass das Fehlen jeglichen Angebotes nicht nur ein Problem, sondern auch die Chance für eigene Ideen und Projekte ist. Er dachte sich interessante Aktivitäten aus, und versuchte, andere Kinder ebenfalls dafür zu begeistern. Damit war er innerhalb gewisser Grenzen durchaus erfolgreich, denn er war ein kreatives, spontanes und einfallsreiches Kind.

Einen gewissen zusätzlichen Reiz haben sicher auch die von mir großzügig bereitgestellten Snacks und Getränke auf die Dorfkinder ausgeübt, die ausgesprochen gerne zu uns kamen. Aber jede Mutter weiß, dass der Zweck unter bestimmten Umständen schon mal die Mittel heiligen kann.

Mein Sohn hatte also nach kurzer Zeit vielleicht keine echten Freunde, aber doch immerhin Spielkameraden im Dorf gefunden. Sie kamen auch alle sehr gerne zur Feier seines siebenten Geburtstags.
Nur die Gegeneinladungen waren äußerst spärlich. Diese kamen nur von den wenigen anderen Zugezogenen, die einheimischen Bauernkinder hielten sich zurück.

Ein wohlmeinender Landwirt, der Mühe hatte, seine ausgedehnten Ländereien an einem Tag im Laufschritt zu umrunden, stand mir zu diesem Thema Rede und Antwort. Frei aus dem Plattdeutschen übersetzt, meinte er, ich sei ja ein nettes Mädchen, auch wenn ich offenbar keiner geordneten Arbeit nachginge. Und mein Junge sei durchaus gut geraten, nur sähe er keinen Sinn darin, dass seine Kinder enge Kontakte zu landlosen Zugvögeln aufbauten. So was bringt erfahrungsgemäß doch nichts.

Dann warnte er mich vorsorglich noch vor einem seiner Kollegen, einem anderen der örtlichen Großbauern, das sei auch so eine komische Familie, die seien 1891 als Kanalarbeiter hergekommen, mit nichts als ihren Klamotten auf dem Leib, sprach´s und schwang sich wieder auf seinen Trecker.

Ich fragte mich recht desillusioniert, wie viele Generation Vorfahren müssen hier beerdigt sein, damit man wirklich dazu gehört?

Nach diesem Gespräch verstand ich auch, warum es mir, die ich mich für durchaus kontaktfreudig, hilfsbereit und sympathisch hielt, nicht gelang, auch nur die oberflächlichsten Bekanntschaften in der Nachbarschaft zu schließen.

Zugezogene natürlich wieder ausgenommen. Für die Anwohner der Gemeinde in der Elbmarsch waren wir bestenfalls Gesprächsgegenstände, wie Mitmenschen haben sie uns nicht behandelt.

Merksatz:
Heimat ist nicht dort, wo man stets für einen Fremden gehalten wird.


Nun hatte es mich nach dem Studium so gar nicht gereizt, wieder in meinen früheren Wohnort, zum Stammsitz meiner Familie im Südschwarzwald zurück zu ziehen. Dort hatte ich mich von allzuvielen liebevollen Verwnandten stets eingeengt und kontrolliert gefühlt.
Die Schwärzwälder hatten mir nicht die Distanz gewährt, die ich brauchte, um mich frei zu fühlen und zu entwickeln. Sie zeigten sehr viel Interesse an mir, das jedoch sehr nahe mit Neugier oder sogar Sensationslust grenzte.
Und der Versuch, meinen eigenen Weg zwischen Nähe und Distanz zu finden, war mir oft als Arroganz angekreidet worden.

Schließlich brachte es mein Beruf mit sich, dass ich einen Umzug für geraten hielt. Mein wichtigster Auftraggeber hatte sein Domizil nahe Köln und so war es sinnvoll, dass ich mich dorthin orientierte um meine Reisezeiten zu verkürzen.
In einer Großstadt wollte ich aber nach den Erfahrungen in Hamburg wirklich nicht mehr leben und so besah ich mir so nach und nach die Kölner Region im weiteren Umkreis.
Und statt auf einer Urlaubsinsel verbrachten mein Sohn und ich die Herbstferien in der Eifel. Und wir verliebten uns, ganz unwiderruflich in diese wundervolle, traumhaft schöne und abwechslungsreiche Landschaft.

Am letzten Ferientag hängte ich einen Zettel in den Aushangkasten der Buchhandlung von Münstereifel, in dem ich der örtlichen Bevölkerung mitteilte, es gefiele mir hier und ich wolle ein Haus mieten.
Schon wenige Wochen später kam ich mitten in der Nacht mit einem gemieteten LKW, einem verschlafenen Kind, einem sehr, sehr ärgerlichen Kater und einem überaus aufgeregten Hund in unserem bis heute geliebten Eifeldorf an.

Wir packten unsere Matratzen und Schlafsäcke auf den Fußboden und schliefen erst mal.
Aufgeweckt wurden wir von der Klingel an der Tür. Als ich verschlafen öffnete, stand eine Nachbarin vor der Tür.
Ich befürchtete schon, sie wolle sich wegen des abentuerlich geparkten LKW beschweren, aber sie hatte eine Thermoskanne Kaffee und Brötchen für uns, einen Hundekeks und die frohe Botschaft, wenn wir gefrühstückt hätten, kämen die Männer aus der Nachbarschaft um beim Ausladen und Aufstellen der Möbel zu helfen. Ihr Mann werde auch den Herd anschließen, ich sollte mir mal keine Sorgen machen. Zum Mittagessen seien wir herzlich eingeladen und abends werde gegrillt.
Wir kauten noch staunend auf den Brötchen, da klingelte es erneut und einige Kinder standen vor der Tür, die meinem Sohn zeigen wollten, wo die Schule, der Sportplatz, der Spielplatz und die Eisdiele waren.

Ich konnte es nicht fassen, kniff mich erst mal in die Nase, ob wich vielleicht träumte. Aber nein, sie sind wirklich so, meine Eifeler.

Wir waren angekommen.
Das ist jetzt gute 25 Jahre her und ich lebe immer noch begeistert in der Eifel, mein Sohn übrigens auch, noch dazu mit einem ganz reizenden Eifelmädchen.

Die Menschen in der Eifel sind mir immer herzlich und interessiert entgegen gekommen, ohne mir „auf die Pelle zu rücken“. Hier kann man die Balance zwischen Distanz und Nähe selbst gestalten. Und wenn man, so wie wir, mit dem Tambourfest und der Blasmusik im Bierzelt nichts anfangen kann, dann sagen die Eifeler fröhlich: es gibt sonne und sonne.
Man gehört trotzdem dazu und wird in wichtige Prozesse des Dorflebens mit einbezogen, auch wenn man nicht zu den Großgrundbesitzern gehört.

Merksatz:
Heimat ist da, wo man angenommen wird.


Seit einigen Jahren hat unser Dörfchen noch einen weiteren Einwohner und meine Familie ein neues Mitglied. Mein Mann ist mir zuliebe aus Kiel in die Eifel gezogen, ein gewaltiger Schritt. Doch schon nach kurzer Zeit gehörte er dazu, brachte sich ein und wurde so selbstverständlich zu einem echten Eifeler wie viele andere vor und hoffentlich auch nach ihm. Denn Heimat ist kein Klischee, wie ich das als junger Mensch dachte.

Aber Heimat ist auch keine private Angelegenheit,
sie findet nicht auf einer einsamen Insel statt.
Heimat ist etwas, das man mit anderen teilt, ja teilen muss.

Wer nicht die Verantwortung, die Liebe und die Freude an seiner Heimat mit anderen teilt, der bewundert nur eine schöne Gegend. Und das ist etwas ganz anderes.

Sonntag, 18. Mai 0021

Die Geschichte von Brownie

kürzlich ist unsere älteste Henne gestorben. sie wurde sage und schreibe 15 Jahre alt und hatte einen wirklich eindrucksvollen Charakter.

Wenn Hühner naturnah leben, genug Freiheit haben, um auch Erfahrungen zu machen, sind sie erstaunlich lernfähig. Natürlich nicht alle im vergleichbaren Bereich, aber eben doch. Ganz ähnlich wie bei anderen Wesen.

Brownie war ungeheuer lernfähig, und sie hatte natürlich auch einen großen Erfahrungsschatz.
Aufgewachsen zwischen Katzen und großen Hunden und einem motorradbegeisterten jungen Mann, konnte sie so leicht nichts erschrecken. Sie übernahm nicht nur in der Hühnherde eine ganze Reihe von sozialen Pflichten, sondern fungierte auch gegenüber den langhaarigen Hunden als eine Art "Putzerfisch". Sie zupfte ihnen immer die Reste vom Hundemüsli aus dem Fell, und die Hunde hielten brav still, bis sie damit fertig war.
Kurz, ich könnte tagelang von Brwonie erzählen, will mich aber mit der targischsten Story begnügen. Denn Heldengeschichten sind ja immer auch tragisch.

Eigentlich waren wir der Meinung, unser Hühnerstall sei absolut sicher.
Nach vielen Verlusten und Neuanfängen hatten wir irgendwann wirklich Zeit, Geld und Arbeit investiert und den Stall inklusive Auslauf überall und sogar von unten mit kleinmaschigem Draht versehen. Und das ging auch etwa zwei Jahre wirklich gut. Weder Fuchs noch Marder kamen hinein und auch die Milane hatten keine Chance.
Unseren Hühnern ging es gut und wir machten uns keine Sorgen.

Doch eines nachts, mitten im Winter, hörten wir die Hühner schreien. Und als wir endlich Schuhe und Jacken anhatten, Taschenlampen etc., war das Blutbad schon vorbei. Der Maschendraht war an mehreren Stellen durchgebissen. Überall langen tote Hühner, oder Teile von toten Hühner, wir glaubten keiner hätte überlebt.

Da hörte ich ein leises Glucksen aus dem Legenest, und da saß sie. Brownie, mit einer schlimmen Wunde am Hals, der Kamm halb abgerissen, völlig fertig, aber am Leben.Sie hatte sich wohl wirklich zur Wehr gesetzt.
Ich habe sie verarzet und wieder aufgpäppelt. Und als nach kurzer Zeit ein neuer (diesmal wirklich sicherer Stall) und junge Hühner kamen, hat sie die uner ihre Fittische gonommen und bemuttert wie eigene Küken.
Und dann hatte sich noch ein paar Jahre wirklich Spaß als Chefin im Stall.
Kürzlich ist sie eingeschlafen, nach einem wirktlich tollen Hühnerleben.

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