Leben in der Eifel – ein romantischer Tag in den Ardennen

Kürzlich hatte ich ein kontemplatives Erlebnis in einem alten Eichenwald in den luxemburgischen Ardennen.
Das ist gar nicht so weit weg von uns. Im Grunde sind die Eifel und die Ardennen das selbe Gebirge, das sich über mehrere Länder verteilt und in seiner abwechslungsreichen Landschaft einfach grandios ist.

Ich also, verbrachte einen Nachmittag auf einer alten Holzbank unter Eichen, obwohl ich eigentlich an diesem Tag in meinem Garten Bohnen und Erbsen säen wollte. Meinen Kampf gegen den blauen Beinwell im Vorgarten in Phase zwei fortführen sollte und dringend im Gewächshaus meine Jungpflanzen pikieren müsste.
Aber, es war ein unbestreitbar schöner Platz, am Waldrand, mit einem weiten Blick über sanfte luxemburgische Hügel, Felder und Wälder. Lieblicher als hier in der Nordeifel, sanfter, zarter.
Und ich saß also auf dieser Bank, allein mit meinen Gedanken, und band aus Gräsern und den Samenständen der wilden Möhre einen Kranz. Der wurde ganz hübsch und ich habe ihn dann später an der Banklehne befestigt, zum Dank für die erholsame Stunde.

Der Tag fing damit an, dass der beste Ehemann von allen meinte, eine Abwechslung würde mir mal gut tun. Und so schlug er einen romantischen Ausflug in die Ardennen vor.
Seine blauen Augen blitzten unternehmungslustig.
Das Wetter war ideal.
Also versorgten wir Katzen, Küken und andere Hühner und fuhren los.

Nun ist der beste aller Ehemänner nicht nur romantisch, sondern auch ökologisch und ökonomisch auf der Höhe der Zeit. Will sagen, wir fahren nicht nur so ins Blaue hinein, sondern verbinden so einen Ausflug dann stets auch mit einer Reihe von Besorgungen, um den Treibstoffverbrauch einigermaßen zu rechtfertigen.

Als erstes stand also ein Einkauf in der „Apotheke“ auf dem Programm. So nennt der Eifler traditionell den Grenzsupermarkt bei Losheim. Ein geschichtsträchtiger, netter Platz mit einer höchst interessanten Vergangenheit. Doch davon ein anderes Mal.
Wir ergänzten unseren Teevorrat, kauften unseren Lieblingskaffe, ein wenig Schokolade und schon ging es wieder weiter.
Ganz romantisch durch das gewundene Tal der Holzwarche, durch winzige Weiler und nette Dörfer, Richtung Malmedy.
Mit einem klitzekleinen Umweg und einem Zwischenstopp bei der kleinen belgischen Mühle, bei der wir stets unser Hühnerfutter kaufen, weil es aus so vielen guten Komponenten gemischt ist und unseren Hühnern so gut bekommt.
Es war Montag, da ist der Mühlenverkauf leider erst nachmittags offen.
Pech gehabt. Also weiter, durch einsame Täler, nach Malmedy.

An sich hat der beste aller Ehemänner nur noch wenig Frisur.
Die allerdings muss, mitsamt Bart, gut gepflegt werden. Und der Spezialist, dem die Pracht am liebsten anvertraut wird, der haust nun mal in Malmedy. Ein Friseurbesuch dauert beim besten aller Ehemänner kaum zehn Minuten. Gerade mal Zeit genug für mich, einen Espresso zu trinken, nicht genug für einen Stadtbummel. Dieses Mal dauerte es allerdings nur Sekunden. Der Figaro wollte heute etwas früher zum Essen. Seine Frau hatte etwas Spezielles gekocht. Gutes Essen ist dem Belgier heilig, dafür muss man Verständnis haben. Wir wünschten einen bon Appetit, und fuhren ungeschoren weiter.

Die Richtung hieß nun St. Vith, was korrekt ausgesprochen wie „Fitt“ klingen muss. Die romantische Stimmung war vorübergehend etwas gestört, der Fahrer hatte nun schon zwei Punkte auf seiner Liste nicht zufriedenstellend abhaken können. Deshalb wurde dieses Etappenziel auf der Autobahn angefahren, was nicht weiter schlimm ist, es ist nur eine kurze Strecke.

Der nächte Etappenpunkt war eine Tankstelle in den luxemburgischen Ardennen, nebst einem benachbarten Aldi-Markt. In Luxemburg und Belgien gibt es nämlich die Aldi-Nord Variante, bei uns in der Eifel die Süd-Variante. Als langjähriger Küstenbewohner hat der beste aller Ehemänner eine kleine sentimentale Schwäche für Nord.
Nun ja, warum nicht. Man kann dort wunderbar portugiesische Weine und portugiesische Lebensmittel kaufen. In Luxemburg gibt es schon seit der ersten Gastarbeiterwelle ein große Anzahl portugiesisch-stämmiger Einwohner. Das hat das kulinarische Angebot mit geprägt und durchaus bereichert.

Der Tank war voll, die Einkäufe erledigt, nun war also nur noch der Punkt Romantik noch offen.
Es gibt in der Region wundervolle alte Burgen und Schlösser, schöne alte Kirchen, interessante Museen, das wunderschöne Müllertal, das Ferschweile Plateau, Artefakte aus der Römerzeit usw.
Vieles haben wir in den luxemburgischen Ardennen im Lauf der Jahre schon besucht, doch noch längst nicht alles. Heute sollte es ein besonders schönes, einsam gelegenes Tal sein, ideal für unser Picknick. Und, aufgrund der Jahreszeit, für mich auch zum botanisieren von seltenen Wildpflanzen.

Wir fuhren auf kleinen, schmalen Wegen, kaum Straßen zu nennen. Links und rechts wuchs zunächst noch Getreide, dann ging die Vegetation in Fingerhut und Tollkirsche, Schlehe und Greiskraut über.
Es wurde immer stiller, die Zeichen der Zivilisation immer spärlicher.
Schließlich, bei der eingangs erwähnten Bank, gabelte sich der schmale Weg in drei noch schmalere, die sich in verschiedene Richtungen weiterschlängelten.

Der beste aller Ehemänner entschied sich instinktiv für den linken Weg (typisch für ihn ..) und von da an ging`s bergab.
Zunächst mal ganz wortwörtlich, der Weg wurde steil und steiler, war auch nicht mehr geteert, nur noch eine Fahrspur, die sich dann auch verlor. Und endete an einem feuchten, matschigen, lauschigen Plätzchen, ideal für Wildschweine um sich zu suhlen.
Nicht so ganz ideal für unseren 2,5 Tonner, der bis zu den Fußgelenken im Matsch steckte, und es sich zwischen Bäumen und Weidepfählen mehr oder weniger gemütlich gemacht hatte.

Da ich berühmt bin für meine Langmut und Geduld, und diesen Ruft auch nicht gefährden wollte, stieg ich aus, und machte erst mal einen Spaziergang. Ich kletterte den steilen Weg wieder hoch, pflückte einen Strauß Wildblumen, bewunderte die Landschaft, und kam schließlich an den kleinen Eichenwald, der mir einen Platz der Muse bot.
Der beste aller Ehemänner lief zeitgleich eilig der fernen Zivilisation zu, in der Hoffnung auf Hilfe und männliche Solidarität. Die ihm dann auch recht schnell in Form eines zufällig des Wegs kommenden Bauern mit Traktor zuteil wurde.
Der Wagen kam nach einiger Anstrengung wieder frei.
Der Mann, zu Recht stolz auf seine Fähigkeiten der effizienten Problemlösung, fragte fröhlich: und wohin jetzt mein Schatz?
Die unromantische, aber ehrliche Antwort: in den Garten!

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