Gärtnern in der Eifel –Küken zwischen Rittersporn und Rosen

Es ist Juni, hin und wieder muss ich mal auf den Kalender schauen, damit ich es auch glaube. Denn die Nächte sind noch kalt und die Tage frisch, hier in der Eifel.
Trotzdem, wir essen auf dem Balkon, auch das Frühstück. Ich lasse mich doch nicht vom Wetter tyrannisieren.
Der beste Ehemann von allen trägt dann stets seine warme Fleecejacke und notfalls auch eine Mütze. Steht im gut.

Doch wenn es mir auch manchmal noch im Garten zu kalt wird, im Gewächshaus gibt es genug zu tun. Da verlangen die zwischen Januar und März ausgesäten Stauden jetzt dringend nach größeren Töpfen. Und es gilt die Zweijährigen zu säen und alle jene, auf deren Samentüten so kryptische Dinge stehen wie „ganzjährig“. Das stellt das Gärtnerherz vor echte Probleme, denn irgendwann wird ja ganz leicht auch zu nirgendwann. Andere sind immer dringender, die haben Termine.

Am First meines Gewächshauses habe ich ein langes, dünnes Kupferrohr angebracht, das mal bei Klempnerarbeiten übrig geblieben ist. Früher habe ich da immer Hanging Baskets aufgehängt. Voll von Kapuzinerkresse und anderen bunten Hängepflanzen. Aber irgendwann war ich das leid. Nicht nur ist es kompliziert, hier in Deutschland die halbkugeligen Innenteile für die Körbe nachzukaufen, ich habe auch festgestellt, dass sich die Sommerblüher draußen wohler fühlen. Denen wird es schnell zu warm. Und außerdem fand ich es auch schwierig, Blumen zu gießen, die unterm Dach hängen, ohne komplett nass zu werden. So verwende ich die Drahtkörbe nun um Kräuter zu trocknen, die sich nicht gut bündeln und aufhängen lassen. Also etwa die Holunderblüten, die Blüten vom Pfeifenstrauch etc.
Dazwischen hängen in großen Bündeln Salbei, Melisse, Minze, Liebstöckel und Süßdolde. Schöllkraut, Erdrauch und Gundermann und auch Nesseln. Bald kommen weitere dazu.

So habe ich im Gewächshaus einen wunderbaren Duft, auch wenn gerade mal nichts blüht.
Und die Kräuter trocken schnell und schonend bevor sie weiter verarbeitet werden.

Kueken-im-Vorgarten-Urwald

Im Vorgarten, der momentan ein wenig wild aussieht, hatten gestern die Küken Ausgang.

Sie sind jetzt genau vier Wochen alt, also schon fit genug um sich im Garten zu tummeln.

Diejenigen, die von einer Glucke geführt werden, dürfen das ja von Anfang an.
Die anderen, die aus der Brutmaschine kommen, brauchen dafür ein wenig länger, weil ich erst sicher sein will, dass sie bei Gefahr in ihren Stall laufen, und nicht einfach panisch irgendwohin. Das klappt nun schon ganz prima. Sie kommen, wenn ich sie rufe und wissen, wo sie Zuhause sind.
Kueken-Expedition
So ein Dickicht aus Rittersporn und Rosen,
Agastachen und Pelargonien,
Beinwell und Alant,
Pfingstrosen und Gräsern,
das ist für kleine Küken das,
was für abenteuerlustige Menschen der Urwald am Amazons ist.
Sie stürzen sich mutig tief ins Dunkle, durchqueren unübersichtliches Dickicht. Überwinden Hindernisse aller Art. Untersuchen akribisch und effizient die Fauna und Flora nach essbaren Arten (mutig, im Selbstversuch!) und fallen schließlich an einer sonnigen Stelle in den verdienten Mittagsschlaf.
In ulkigen Positionen hingesteckt, meist ein Flügelchen gereckt, um der Sonnenwärme eine möglichst große Fläche zu bieten.
CIMG1611
Und dann haben sie den Katzenfressnapf entdeckt. Und versucht ihn leer zu fressen. Und gegen jeden, wirklich jeden, verteidigt. Vier Wochen alte Küken sind ohne weiteres in der Lage einen ausgewachsenen, selbstbewussten Kater in die Flucht zu schlagen.
Wer sich nicht wie ein Beutetier verhält, der ist auch keins.
Nun, mit vier Wochen, fangen die Küken an, Individualität zu entwickeln. Nicht nur optisch unterscheiden sie sich nun viel stärker von einander, als gleich nach dem Schlupf. Sie haben nun auch Vorlieben und Neigungen, schließen Freundschaften und zeigen spezielle, individuelle Verhaltensweisen.

Da gibt es zum Beispiel einen kessen kleinen Maran,
der mich immer in den Schuh pickt,
um auf sich aufmerksam zu machen.

Ein anderer pickt zart in die Finger, was man wohl als die Frage aller Kinder verstehen kann „hast Du mir was mitgebracht?“. Ich geh dann immer sofort in die Küche und hole was.

Seidenhuehnchen-und-KumpelUnd ein kleines Seidenhuhnküken, rostrot mit ulkigen flauschigen Pluderhosenbeinchen, hat einen allerbesten Kumpel. Ist der nicht in Sicht, dann lässt es den Jammerschrei einer verlorenen, einsamen Kreatur los. Auch wenn 20 andere Küken in unmittelbarer Nähe sind. Kommt der Freund dann angeflattert, dann ist die Welt wieder in Ordnung.
Von all den kleinen Kerlchen hat bis jetzt erst eines einen Namen. Es ist ein kleiner flinker Fratz, eine Mischung aus Seidenhuhn und Araukaner. Wir haben es Lerche genannt, denn wie eine solche erhob es sich in die Lüfte und flog. Aber richtig. Über unsere Köpfe hinweg, über den gesamten Garten, bis zum großen Hühnerauslauf. Und dann fand es den Rückweg nicht, seine Glucke rief bis sie heiser war, wir suchten mit Taschenlampen bis in die Nacht. Küken war weg, nicht zu finden.
Ich trauerte und hielt es für verloren, aber am anderen Morgen lief es mit den großen Hühnern in der Herde mit, jämmerlich piepsend und nach einer Nacht von ca. 10 Grad auch ganz schön durchgefroren. Mit List und Tücke gelang es dem besten Ehemann von allen schließlich nach Stunden, am späten Nachmittag, das kleine Tier zu überlisten und einzufangen. Man sollte doch denken, dass der menschliche Intellekt dem eines Kükens so weit überlegen ist, dass das kein Problem darstellt. Wer das glaubt, sollte das mal selbst probieren. Die sind klein und kommen überall durch. Und schnell, unglaublich schnell. Wir waren fix und fertig, wenn auch froh. Das Küken ist gesund und munter und die Araukaner Glucke Blitz ist froh, es wieder zu haben und lässt es nicht mehr von der Seite. Allerdings habe ich den Eindruck, sie ist sauer auf mich, das hätte ihrer Meinung nach wohl auch schneller gehen können. Übrigens hat Blitz diesen Namen bekommen, weil sie selbst als Küken schnell wie der Blitz war, scheint ein eindeutiger Fall von Vererbung zu sein.
Eigentlich bin ich ja dagegen, das so früh zu tun, aber bei Lerche haben wir nun die Flugfedern geschnitten. Die muss nun erst mal auf dem Boden bleiben. Das war sehr viel Glück, dass gerade in dieser Nacht weder Fuchs noch Marder zur Stippvisite kamen. Und dass der kleine Kerl so robust ist, dass er sich nicht erkältet hat. Das passiert nämlich ganz leicht. Auch Hühner können Bronchitis bekommen, Husten und Schnupfen. Und für ein Küken ist das meistens tödlich.

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