Dienstag, 26. Juni 2012

Leben in der Eifel - spontaner Kunstgenuß in Gerolstein

Kultur findet man in der Eifel an den unterschiedlichsten Orten.
Am Samstag hatten wir beschlossen, an einer Führung durch die Erlöserkirche in Gerolstein teil zu nehmen, das ist eine kurze Fahrt von etwa 50 Kilometern für uns. Die Führung war für 10 Uhr angekündigt, also machten wir uns um 9 auf den Weg.

Es dauert ja morgens eine gewisse Zeit, bis alle Tiere versorgt sind, aber wir lagen gut in der Zeit und wollten gerade los, als es vor der Haustür piepte. 22 Küken, sechs Wochen alt, waren aus ihrem Gehege ausgebrochen und wollten mal nach uns schauen.

Den Katzennapf von Kater Sternchen hatten sie schon gründlich geleert, aber es hätte ja sein können, dass von unserm Frühstück auch noch Reste da wären. Sie freuten sich uns zu sehen und waren sichtlich stolz darauf, schon so selbständig zu sein. Nun ja.

Wie die kleinen Marans das geschafft haben war ja klar, das sind erstklassige Flieger und es wird höchste Zeit, dass wir ihnen die Flugfedern kürzen, bevor sie zu den Nachbarn fliegen. Das tut ja nicht weh und behindert sie auch nicht und bei der Gelegenheit werden wir sie auch gleich beringen.

Gut, die Marans können fliegen, aber die Seidenhuhnküken?
Die Fachliteratur ist sich einig, Seidenhühner fliegen nicht, das wird dort auch ganz toll erklärt, nur haben meine Küken das halt nicht gelesen.
Diese Küken habe ich in einem Inkubator ausgebrütet und der erste kleine, nasse niedliche Kerl, der aus der Eierschale kam, hat daher den Namen Uno bekommen. Uno-die-Nummer-1Uno (oder vielleicht auch Una, wir wissen es noch nicht) ist das Alfa-Tier bei dieser Kükenschar. Er zeigte schon mit drei Wochen ein erstaunliches Sozialverhalten, holt verirrte Kumpels zur Herde zurück, verjagt Katzen und Futterkonkurrenten, sorgt abends dafür, dass alle reinkommen. Kurz, so jung er (oder sie) auch noch ist, zeigt Führungsqualitäten.
Das wirkt ungeheuer motivierend und inspirierend auf seine Nestgeschwister. Wenn Uno fliegend ein Hindernis überwindet, dann kommen alle mit. Den ängstlichen macht Uno das Kunststück so lange vor, bis sie sich trauen. Und so fliegen bei uns die angeblich flugunfähigen Seidenhuhnküken fröhlich über den Zaun, denn sie wissen ja nicht, dass sie das eigentlich nicht können…

So weit so gut, aber wir wollten weg und da ist es mir zu riskant, wenn Küken unbeaufsichtigt im Garten herumstromern, jedenfalls diejenigen, die keine Glucke haben. Noch kann ich sie überlisten, selbst der schlaue Uno fällt noch auf meine Tricks rein. Mit einer handvoll Rinderhack schaffe ich es immer, die verfressenen kleinen Racker hinter mir her zu locken. Und dann schnell das Gatter zumachen. Und die Tür vom Foliengewächshaus/Kükenstall runterlassen. Einer hat es natürlich trotzdem geschafft wieder raus zu kommen, er begrüßte uns freundlich als wir am Nachmittag zurück kamen, na welcher wohl?

Doch zurück zu unserm heutigen Kulturprogramm.
Diese Kirche in Gerolstein hat eine sehr interessante, spezielle, für meine Begriffe auch skurrile Geschichte und ein sehr ungewöhnliches Interieur. Ich wollte sie schon lange mal besichtigen, doch immer kamen wir am falschen Wochentag, zu falschen Tageszeit etc. immer war die Kirche zu. Das ist nun nicht so tragisch gewesen, weil Gerolstein und das Gerolsteiner Land auf jeden Fall einen Besuch wert sind. Schon direkt hinter der Kirche findet man interessante römische Ruinen, wo man in stimmungsvoller Umgebung ein schönes Picknick machen kann.

Heute hatten wir Glück, die Kirche war offen. Wir konnten sie in Ruhe besichtigen und trafen dort eine nette junge Frau, die auch an der Führung teilnehmen wollte. Die junge Dame kam aus Essen, gönnte sich ein schönes Wochenende in der Eifel und war ganz begeistert von diesem herrlichen Fleckchen Erde.

Wir unterhielten uns angeregt, tauschen Tipps und Eindrücke aus und merkten irgendwann, dass es wohl doch schon wieder mal nichts wurde, mit der angekündigten Führung.
Dafür bekamen wir aber spontan einen ganz unverhofften und einfach wunderbaren Kunstgenuss in dieser Kirche.
Die junge Dame, eine Profi-Sängerin, begann zu singen, mit einer wunderbaren, vollen, herrlichen und exzellent geschulten Stimme erfüllte sie das Gemäuer mit einem Gesang der ganz unbeschreiblich schön war. Die Akustik der Kirche war aber auch wie für diese Stimme geschaffen und war saßen da und lauschten mit geschlossenen Augen und fühlten uns reich beschenkt.

Lekkereien aus dem Eifelgarten - "Holundersekt-Brot"

Der Garten ist im Juni nicht nur schön und verwöhnt Augen und Nase, er ist auch schon im Juni freigiebig mit seinen Erzeugnissen. So bin ich schon seit Tagen dabei, Gartenschätze zu ernten und zu verarbeiten.
Im Gründüngerbeet habe ich Spitzen vom gelben Senf geerntet, knospig und knackig, und daraus ein feines Pesto gerührt. Das wird uns an kalten Wintertagen Sonne auf den Teller bringen.
Lekkereien-aus-dem-Eifelgarten-2

Die ersten Gläser mit einer Füllung aus Scheiben von Auberginen, abwechselnd geschichtet mit Tomaten und frischen Kräuter, eingekocht mit Wein, stehen zum Abkühlen auf dem Küchentisch.

Besonders groß fällt dieses Jahr die Ernte der Holunderblüten aus. Ich habe bisher damit Holunderlimo, Holundersekt, Holunderöl angesetzt.

Und dann habe ich einen Container feinen Quittenwein aus der Ernte vom letzten Jahr für 24 Stunden mit Holunderblüten angesetzt. Hin und wieder umgerührt und dann abgesiebt. Aus diesem Sud habe ich ein „Quittenwein-Holunderblüten-Gelee“ gekocht. Der Duft hat das ganze Haus erfüllt und der Geschmack ist sehr delikat. 10 Gläser habe ich davon gemacht, das erste schon verschenkt.

Hefeteig-mit-HolunderbluetensektEin Experiment ganz anderer Art habe ich mit dem restlichen Ansatz vom Holundersekt gemacht. Dieser Sekt entsteht ja bekanntlich ohne die Zugabe von Weinhefe, durch wilde Hefen auf den Blüten.
In Frankreich werden mit „Levure sauvage“, also spontan entstehender Hefe, besonders leckere Brote gebacken. Und so dachte ich, einen Versuch kann ich ja wagen, wenn es nichts wird, bekommen es die Hühner.
Und so setzte ich eine Tasse Mehl mit einer Tasse Bodensatz vom Holundersekt als Vorteig an. Mit einem feuchten Tuch abgedeckt, ruhen lassen. Am Abend habe ich nochmal die gleiche Menge Mehl dazu geknetet, und das auch den beiden nächsten Tagen dreimal gemacht, dazu Wasser nach Bedarf. Heute, am dritten Tag, habe ich den Teig morgens nochmals mit Mehl gefüttert, dann heute auch das Salz dazu gegeben. Es ist ein wunderbarer Hefeteig geworden, er duftet, federt und hat einen sehr feinen, zart säuerlichen Hefegeschmack. Während ich hier mit mehligen Fingern schreibe, gehen kleine süße Gebäckteile, Mini-Pizzas mit Gartenspinat und herzhaft mit Wildkräutern gefüllte Taschen gerade auf.
Es geht also, die wilde Hefe aus dem Holundersekt und die langsame Teigführung ergeben einen erstklassigen Teig.

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