Freitag, 25. Mai 2012

Gärtnern in der Eifel, nicht immer einfach

Als ich mich seinerzeit für mein liebes kleines Eifeldorf entschied, da waren für mich Kriterien wie saubere Luft, sauberes Wasser, gute Verkehrsanbindung (sind nur 2km bis zur A1) und, last but not least, gute Schulen im Umfeld ausschlaggebend.
Natürlich hat mir auch damals schon die günstige Lage in Europa zugesagt, schon des Berufs wegen.

Ich habe vor dem Umzug in die Eifel alle möglichen Karten und Informationen ausgewertet, nur nicht die des deutschen Wetterdienstes. Wenn ich das nämlich gemacht hätte, würde ich vermutlich eher unten im Ahrtal wohnen. Dort wächst Spätburgunder.

Hier ist es mit Abstand am kältesten, am nebligsten, am windigsten weit und breit. Mein Mann, der lange an der Küste gelebt hat, fühlt sich also richtig pudelwohl. Jedenfalls nachdem die anfängliche"Höhenallergie" abgeklungen ist, denn immerhin wohnen wir auf 520 über Null.

Natürlich liegt hier auch der höchste Schnee weit und breit und mit Nachfrösten kann man auch noch im Juni rechnen. Ein Fließ zum abdecken der Beete liegt immer bereit. Die meisten Leute kennen unseren Ort nur aus den Verkehrhinweisen, so nach dem Motto "Vorsicht Glätte" oder "Sichtweite unter 30 Meter". Da werden wir ziemlich oft erwähnt, und natürlich im Wetterbericht, wenn es mal wieder um niedrige Temperaturen geht.

Eigentlich mag ich so ein Klima, denn es ist nie schwül, heiß und stickig. Aber mein Gärtnerherz ist hin und wieder schon traurig. Denn hier geht vieles, aber eben lange nicht nicht alles, Wenn hier die Narzissen und Tulpen anfangen zu blühen, gibts im Markgräflerland schon Rosenblüten. Und was im Nachbardorf geht, das in einer Mulde liegt, klappt nicht unbedingt hier auf dem Bergrücken.

Zu Anfang, als ich mit dem Gärtnern in der Eifel anfing, ging ich die Sache ganz planvoll an. Ich kaufte mir ein Computerprogramm, mit dem man den Garten bis ins kleinste planen konnte. Das gab dann auch schöne Grafiken und auch gleich noch die Einkaufslisten dazu.

Das erste aha-Erlebniss hatte ich dann, als ich versuchte junge Obstbäume an die geplanten Stellen zu pflanzen. Nur ging das in neun von zehn Fällen absolut nicht, denn ich wohne auf einem Riff. Es ist natürlich schon etwas länger her,. aber einmal war hier ein tropisches Meer. Und der Berg auf dem ich wohne, besteht zumindest teilweise aus den versteinerten Meeresbewohnern.. Der Rest ist, wohl der Abwechslung halber, nöch härterer Stein.
Darauf ist eine dünne Schicht sehr tonhaltiger, sehr fruchtbarer Erde, die aber das Wasser z. B. bei der Schneeschmelze kaum ablaufen läßt, dafür aber in trockenen Sommern zu einer Art Zement verbackt. Dazwischen gab es dann auf meinem Grundstück auch noch Steine aller Art und Größe, Bauschuttreste und viele, viele Baumwurzeln.
Wenn man hier ein Bäumchen pflanzen will, dann nimmt man eine Eisenstange und stochert so lange im Boden herum, bis man eine Stelle gefunden hat, die einigermaßen geht.
So habe ich zwar schöne und reich tragende Obstbäume, doch ihre Anordnung wirkt etwas seltsam.

blaue-BlumenAngeregt von meine Besuchen in englischen und irischen Gärten, plante ich natürlich auch ein blaues, ein rotes, ein weißes und ein gelbes Beet etc. Einen Steingarten, einen Rosengarten, einen Küchengarten. Nun, nach 22 Jahren habe ich diese Beete auch, nur nicht an den ursprünglich vorgestellten Plätzen und mit ganz anderen Pflanzen als geplant.

Über Jahrzehnte hinweg habe ich viele schöne, besondere Gärtnereien besucht und mir von allen Reisen schöne Pflanzen mitgebracht. So hatten es mir z. B. die Iris- und Pfingstrosenzüchtungen der Gräfin Zeppelin in Laufen angetan, aber auch die wundervollen Phloxe und Rittersporne von Karl Förster in Postdam.
Die meisten dieser Pflanzen haben sich einen Sommer lang Mühe gegeben und dann einfach auf die Reinkarnation in wärmerem Klima gehofft.

Auch Rosen aus Südfrankreich haben vor meinen Augen quasi Selbstmord begangen. Andere Rosen aber sind hier in ihrem Element und mein Rosengarten ist im Juni ein Erlebnis für alle Sinne. Sie sind allerdings sehr eigenwillig. So habe ich z. B. hier vor meinem Arbeitszimmer eine alte Rose, "Geschwinds Orden" die laut Katalog ein zierliches Kletterröschen ist , das kaum mal geschnitten werden muß. Tatsächlich versucht sie regelmäßig, das Haus in ein Dornröschenschloss zu verwandeln,raubt mir das Licht und trotzt der Schere. Was man natürlich alles verzeiht, wenn sie ihre zarten Blüten öffnet.
Momentan freue ich auf die zartrosafrabene Dagmar Hastrup, die dieser Tage aufblühen wird und dann bis zum Frost blüht. Und auf meine Alba-Rosen, die zwar alle nur einmal, dafür um so schöner blühen. Und ich frage mich, ob meine Bobby James den radikalen Rückschnitt vom vergangenen Jahr gut verkraftet hat.

Das Gärtnern in der Eifel macht viel Spaß und bringt auch (in den meisten Jahren) gute Ergebnisse, wenn man schlicht berücksichtigt, dass die Gartensaison hier einfach kürzer ist. Sie fängst später an und hört früher auf. Das hat ja auch sein Gutes, man kann auch mal was anderes machen als das Gartenhobby.
Ein Gewächshaus ist hilfreich, aber dennoch sollte man bei der Zucht von eigenen Jungpflanzen auf alle verzichen, die eine zu lange Entwicklungszeit haben. Die schaffen es dann oft einfach nicht mehr bis zum Forst und die ganze Mühe war vergebens.

Düsseldorfer Küken in der Eifel

Ich habe es gerade mal nachgerechnet, im Moment haben wir 48 Küken, einige als Naturbrut bei den Glucken und auch etliche aus Kunstbrut.
Davon sind 24 echte Düsseldorfer.

Nun gibt es für den Eifeler an sich nichts schlimmeres als Düsseldorfer,
außer vielleicht noch die Kölner, die sind ihm mindestes ebenso suspekt.

An Sonn- und Feiertagen bleiben wir Eifeler am liebsten Zuhause, es ist dann einfach zu gefährlich auf unseren Straßen. Entweder sind die Städter im "Rausch vom Ring" und rasen wie die Irren, oder sie schleichen im Spaziergängertempo über die Landstraßen.
Wo auch nur eine halbwegs nette Aussicht, Pferde, eine Kuh oder sonswas ländliches das Auge anzieht, muß man auch in unübersichtlichen Kurven mit Städtern rechnen, die gerade mal fotografieren und dabei mitten auf einem engen Sträßchen parken.
Und dann die Motrorradfahrer erst....
Es ist immer schön, wenn wieder Alltag herrscht.
Für uns Eifeler darf es ganz gerne mal am Wochenende regnen,
das reduziert das Verkehrsaufkommen enorm.

Doch machmal kommt ja auch was Gutes aus Düsseldorf.

24 Seidenhuhnküken haben wir kürzlich aus Düsseldorf bekommen.
Süße kleine Federbälle mit einem so kuscheligen Federkleid, das es fast wie ein Fell aussieht. Fühlt sich auch so an.

Zuhause stellten wir dann fest, dass die süßen Kleinen im Alter um einige Tage und teils auch Wochen auseinander liegen. Das macht beim Entwicklungsstand von Küken viel aus, da sind 14 Tagen noch richtig sichtbar.

Die 15 allerkleinsten, gerade mal 4 Tage alt, sitzen im Kaminzimmer in der Aufzuchtbox unter der Kunstglocke, und sind vor allem mit fressen, schlafen, wachsen beschäftigt. Das wird sich bald ändern, aber im Moment brauchen die noch viel Wärme und haben auch noch lange Ruhephasen. Aber sie kennen mich schon, begrüssen mich (und die Leckerli) mit lauten Gepiepse und nehmen auch schon kleine Bröckchen aus der Hand.

Wer schon 2 Wochen alt ist, ist mit unseren 13 gleichaltrigen Maranküken draußen im Garten. Da hat der beste aller Ehemänner, im Schweiße seines Angesichts, einen super Kükensstall gebaut, der selbst wiederum in einem großen Foliengewächshaus steht.
So sind die Kleinen unter sich, sicher und trocken untergebracht und haben reichlich Platz zum Toben. Den brauchen die in diesem Alter auch schon. Allerdings muss man sie vor Risiken schützen, Wassertonnen, Hundenäpfe, Eichhörnchen, Elstern, Eichelhäher, Krähen, alles kann ihnen in diesem Alter noch gefährlich werden.

Im Stall haben sie eine Wärmematte in der Schlafbox, die abends eingeschaltet wird. Nur haben sie noch nicht gelernt, alleine in die Schalfbox zu gehen. Sie kuscheln sich in einer Ecke zusammen und werden dann reingesetzt. Mal sehen wie lange es dauert, bis sie das selbständig machen. Raus kommen sie problemlos alleine.

Was eine Glucke leistet, das merkt man erst, wenn man mit der Kunstbrut versucht, die Glucke zu ersetzen. Zwar kommen Küken, im Vergleich zu Menschenkindern, schon erstaunlich fertig auf die Welt. Aber sie brauchen anfangs noch sehr viel Betreuung.
Ein warmer, sicherer Stall, der aber auch ausreichend Platz und Material zum Spielen und Experimentieren bietet, ist da schon eine wichtige Sache.


Mein neuer Kükenstall ist einfach super. Er bietet den Küken reichlich Platz, ist solide gebaut und dank Plexiglasscheiben an den Stalltüren auch schön hell. Die Höhe entspricht einem Stehpult, Decke ist eine Zimertür. Selbst wir verreisen würden (wer will das denn, wenn er Küken hat ....) und sie nicht rauslassen könnten, hätten die Küken darin genug Platz.

Aber der absolute Clou ist, dass der Kükensstall multifunktional ist. Er funktioniert auch als Gärtnertisch (mit Unterschrank) oder auch als Werkbank , denn schließlich ist ja nicht immer Kükenzeit. Wenn die Kleinen herangewachsen sind, was immer viel zu schnell geht, kann ich ihn anderweitig verwenden. Boden und Decke sind mit abwaschbarer Folie überzogen, innen ist der Schrank gut isoliert.

Doch zurück zu den Küken.
Zwei von den kleinen Düsseldorfern sind schon über das Stadium laufendes Ei hinweg.
Ich denke, die sind so 6 bis 8 Wochen alt, also in einem Alter, wo die Glucke ihren Mutterschaftsurlaub normalerweise beendet und sich wieder anderen Aufgaben widmet.

Es sind zwei schwarze Seidenhühnchen im schlacksigen Jungstadium, das Federkleid ist noch im Entstehen. Durch die stachelligen Federschäfte, in denen sich die neuen Federn entwickeln, sehen sie aus wie kleine Punks.
Wir hatten sie zuerst einen Tag bei den Kleinen im Kükenstall, aber obwohl sie ganz lieb sind, hatten die jüngeren doch Angst vor ihnen. Für uns sind die immer noch winzig, Leichtgewichte, nichts als Federn. Aber wenn man erst zwei Wochen alt und ein Küken ist, sind das riesige schwarze Monster.

So haben die beiden Düsseldorfer Jugendlichen also ein eigenes kleines Gehege bekommen. Dafür haben wir im Garten, unter einem Apfelbaum, ein Stück Wiese eingezäumt. Direkt neben dem Gehege von Glucke Goldi mit ihrer muntern Kükenschar, die jetzt genau 4 Wochen alt ist.

Gestern Morgen haben wir sie umgesetzt, zum Trost mit besonders leckerem Futter, und dann habe ich mich eine Weile in den Garten gesetzt zt und zugesehen was sich tut.
Das wurde mir schnell langweilig, denn es tat sich lange absolut nicht.

Die beiden haben gut gefrühstückt, sich dann aber in ihrem Häuschen verschanzt und erst mal ein Verdauungsschläfchen gehalten.
Ich habe dann den Tag über immer mal wieder nach Ihnen gesehen, aber trotz des verlockenden Grünzeugs und des herrlichen Wetters kamen sie nicht raus, war wohl alles noch zu neu und zu fremd.

Am Nachmittag gab es ein heftiges Gewitter mit Wolkenbruch und Hagelschauer, das fanden sie dann interessant, da steckten sie die Köpfe raus und staunten. Offenbar war das der erste Regen, den sie erlebten und sie fanden es spannend. Sie haschten mit den Schnäbeln nach Regentropfen und waren sichtlich angetan.
Ein wenig später, als die Sonne wieder schien, machten die beiden die ersten Schritte in die Freiheit. Am Anfang immer schön mit dem Hinterteil noch Kontakt zum Stall haltend, aber dann doch auch schon einige Schritte auf die Wiese.
Nach anfänglichem Zögern machten sie sich begeistert über die reifen Grassamen und würzige Kräuter her. Besonders beliebt: die Knoblauchsraube, aber nur die Spitzen bitte.

Aber dann zeigte sich, dass diese beiden Großstadtpflanzen keine Landeier gewesen sind.
Ein unbekanntes, fliegendes, brummendes, pelziges Objekt flog auf sie zu, eine Hummel. Schwupps, da waren sie wieder im Stall und wollten auch nicht wieder raus.

Die Nacht verbringen sie übrigens in einem geräumigen Katzenkorb im geheizten Kükenstall, denn ihr eigenes Gehege hat keine Heizung und bei uns in der Nordeifel hat es derzeit nur etwa 9 Grad nachts. Das ist doch noch ewas zu kühl, vor allem weil sie ja an die wärmeren Temperaturen im Tiefland gwöhnt sind.

Morgen werden sie neue Erfahrungen machen, ein Stück weit die Welt erobern, und in einer Woche werde ich wohl alle Mühe haben, sie von meinen Erbsen fern zu halten.

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