Hühner halten - Küken - welche Voraussetzungen braucht man als Halter?

Zur Zeit geben wir einige Küken ab, und da bin ich nun öfter konfrontiert mit der Frage,
welche Voraussetzungen es denn nun benötigt, Küken groß zu ziehen.
Manche Menschen gehen wirklich sehr uninformiert an das Thema, dabei gibt es wirklich gute Fachbücher!

Hier mal so das wichtigste zusammengefasst, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Ich beschränke mich hier mal auf die Bedürfnisse von Küken, die 4 bis 6 Wochen alt sind. Ganz kleine, frisch geschlüpfte Küken würde ich einem Anfänger nicht anvertrauen, und so lange sind sie ja auch mindestens im Schutz ihrer Glucke.

Küken von Rassen die sich schnell entwickeln, wie zum Beispiel die Marans, kann man mit 4 bis 6 Wochen schon in ihr neues Domizil entlassen. In einem alten Hühnerbuch habe ich hierfür einmal die Beschreibung "frohwüchsig" gelesen, dieses liebenswerte Wort beschreibt diese Rasse recht gut.

Küken kleiner Rassen, mit langsamer Entwicklungszeit, wie zum Beispiel die Seidenhühner, sollten nach meinen Erfgahrungen frühestens mit 8 Wochen zum neuen Halter umziehen. Sie werden auch länger begluckt.

Was muss der frisch gebackene Kükenbesitzer nun also vorbereiten und beachten?

1. Für die Abholung
braucht man bei wenigen Küken einen Katzentransportkorb o. ä., weich mit Heu ausgepolstert. Bei größerer Kükenanzahl entweder mehrere Katzenkörbe oder einen entsprechend mit Luftlöchern vorbereiteten großen Karton.

Bei großer Entfernung holt man die Küken am besten am Abend oder spät am Nachmittag, Nachts schlafen die Tiere und so ist der Reisestress am geringsten. Ist das nicht möglich, so sollten die Tiere bei weiten Entferungen alle zwei Stunden Wasser und Futter bekommen.

2. Das Kükenheim
Junge Küken ohne Glucke brauchen bei kaltem Wetter und vor allem Nachts noch eine Wärmequelle. Ideal ist eine Kunstglucke, egal ob Sie ein Profigerät kaufen, oder selbst eines basteln.
Es eignet sich aber auch eine Wärmematte, wie man sie im Tierfachhandel (auch im Internet) in den unterschiedlichsten Größen für Terrarien bekommt. So eine Wärmematte ähnelt im Prinzip einem Heizkissen für Menschen, ist aber auf die richtige Temperatur geeicht und vor allem, ganz wichtig, feuchtigkeitsresistent.
Die klassische Methode, die meist verwendet wird, ist eine Rotlicht-Wärmelampe. Die muss aber mit viel Sorgfalt und Sachverstand eingesetzt werden, denn sie hat ja keinen Temperaturregler, so dass schnell mal zu hohe, für die Küken gefährliche Temperaturen entstehen.

Das Kükenheim selbst muss vor allem Schutz bieten.
- Schutz vor Kälte und Regen
- Schutz vor Raubtieren und anderen Feinden

Küken haben sehr viele Feinde, neben Fuchs, Marder etc. sind es die Greifvögel.
Aber auch Elstern, Krähen, Eichelhäher, Ratten, Schlangen und ganz kleinen Küken können sogar Mäuse gefährlich werden.

Während der eigene Hund und die eigene Katzen schnell lernen, dass die Küken "zu uns" gehören, also kein Frischfutter sind, gilt das für fremde Hunde und Katzen leider nicht.

Vielen Küken wird aber auch offenes Wasser zum Verhängnis, etwa der nicht gesicherte Gartenteich oder auch der Trinknapf des Haushundes.

Also:
Auslauf kükensicher machen.
Das bedeutet Feinde fernhalten, Fallen vermeiden und offenes Wasser abdecken.
Rundum mit Kükendraht gut einzäunen, wo besonders viele Greifvögel leben, eine rundum verdrahtete Voliere bauen.

Wenn man für den Hausgebrauch nur einige wenige Hühner (z. B. 3 Marans oder 5 Seidenhühner) halten will, und den Tieren ein geeigneter Auslauf zur Verfügung steht, sie also nur zum schlafen in ihrem Stall sind, dann reicht ein handelsüblicher Kleintierstall völlig aus. Solche Kleintierställe gibt es recht günstig im Tier- oder Futterhandel, ja selbst beim Discounter, für Kaninchen oder Meerschweinchen. Wenn man so einen Stall mit einer Hühnerleiter und evtl. einer Sitzstange nachrüstet, ist er für eine kleine Hühnergruppe wirklich ausreichend.

Man sollte allerdings auf die Qualität und die Verarbeitung achten, also am besten vor Ort kaufen und genau anschauen.
Ich habe einmal einige davon im Internet ersteigert, die waren von so extrem mieser Qualität, dass der beste Ehemann von allen sie abfällig als "billige Zigarrenkisten" bezeichnet.
Da war dann so viel Heimwerkerarbeit und zusätzliches Material nötig, dass ich wirklich besser gleich die Luxusausführung im Holzmarkt gekauft hätte.

Für die Innenausstattung des Stalls braucht man dann noch Streu, also z. B. Sägemehl, und etwas Stroh oder Heu. Das muss dann wöchentlich ausgetauscht werden, bei Bedarf auch öfter.

3. Das Futter
Hühner sind Omnivoren, ja, aber kleine Küken brauchen mindestens bis zur 6. Woche Kükenfutter. Danach kann man es mit steigenden Anteilen eines wirklich guten, vielfältig zusammengesetzten Hühnerfutters mischen und schließlich ganz auf Hühnerfutter umstellen.

Als Beifutter gebe ich den Küken gelegentlich/abwechselnd
- gekochtes, gehacktes Ei
- geriebenen Emmentaler
- Haferflocken, Hefeflocken (auch gemischt mit Quark oder Hüttenkäse)
- kleine Mengen Rinderhack oder auch mal Mehlwürmer
- geriebene Möhren, Beete oder Apfel
- gehacktes Grünzeug nach Anfall
- Sesamkerne, geschälte Sonnenblumenkerne
- gekochter Vollkornreis
- Brotkrümel

Das sind aber nur Lekkerli, nicht die Basisernährung.
Die Lekkerli bringen Abwechslung ins Futter der Küken, für die ja sonst draußen die Grucke sorgen würde. Die zeigt ihnen ja auch, wo leckere Kerbtiere, Würmer oder Sämereien zu finden sind.

Und natürlich sorgen Lekkerli auch für eine gute Bindung zwischen Küken und Halter.
Die Tiere werden zahm und fressen aus der Hand, das macht später das Handling einfacher. Zum Beispiel wenn man die Tiere auf Parasiten kontrollieren muss, ein Verletzung behandeln will oder einfach nur die Flugfedern beschneiden will. Es ist dann sehr viel schonender für alle Beteiligten, wenn man dem Huhn nicht im Rahmen einer Verfolgungsjagd hinterher muß, sondern es einfach mit einem Käsestückchen anlocken kann.

Außer Futter brauchen Küken auch ständig frisches, appetitlich sauberes Wasser, dem man einen Teel. Apfelessig pro Liter beifügen kann.

4. Gesundheitsvorsorge
Der frisch gebackene Hühnerhalter sollte auf jeden Fall mit seinem Tierarzt sprechen, ob in seiner Region spezielle Impfungen erforderlich sind. Wer das nicht tut, macht sich mitschuldig an der Ausbreitung von Epidemien die dann oft mit der Massentötung von Tieren enden.

Ein- bis zweimal jährlich sollten die Tiere entwurmt werden, das ist ganz besonders wichtig, wenn man selbst Küken züchten will. Die stecken sich sonst gleich nach dem Schlupf schon an und entwickeln sich nicht gut.
Als gute Prophylaxe eignet sich nach meinen Erfahrungen Knoblauchpulver, das man in Kleinstmengen, aber kontinuierlich in Futter mischt.

Ganz wichtig für die Gesundheit der Tiere ist auch die Hygiene.
Der Mensch kann Krankheitserreger wie z. B. Koli-Bakterien auf die Küken übertragen, deshalb ist regelmäßiges Händewaschen, wenn man mit den Tieren und ihrem Futter zu tun hat, wirklich wichtig.
Das gilt natürlich auch für die Futter- und Wasserspender.
Die sollten nicht nur immer an die Größe der Tiere angepasst sein, sondern auch regelmäßig gründlich gereinigt werden.
Alte, vor allem feucht gewordene Futterreste gehören auf den Kompost.
Schimmel ist auch für Hühner schädlich.

So vorbereitet kann man sich also auf das Abenteuer des Lebens mit Küken einlassen, was man dann noch braucht ist ein wenig Zeit und Muse und ein bequemer Gartenstuhl, um es auch zu genießen. Um den Küken bei ihren drolligen Kapriolen zuzusehen, sich an ihrem Wachstum zu freuen, und gelassen auf die ersten Eier zu warten. Die kommen dann so um die 22. Woche herum.

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